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Rot-grüner Haltepunkt Moorfleet

Planunterlagen für Magnetgleiter Transrapid in Hamburg widersprechen dem Koalo-Vertrag. GAL verärgert, Bürgermeister wartet ab  ■ Von Gernot Knödler

Die Pläne für die Transrapid-Trasse durch Hamburg, die ab nächster Woche öffentlich ausgelegt werden, haben den Naturschutzbund (Nabu) erneut zu deutlicher Kritik an dem Vorhaben veranlaßt. „Das Projekt ist verkehrspolitischer Unsinn und kann schlicht und ergreifend nicht finanziert werden“, bekräftigte Geschäftsführer Manfred Prügel gestern. Die Hamburger Regierungspartner SPD und GAL versicherten unterdessen, am Koalitionsvertrag festhalten zu wollen. In dem wird ein Park&Ride-Bahnhof für den Transrapid in Moorfleet abgelehnt. Genau den sehen die Pläne der Magnetschnellbahn-Planungsgesellschaft (MPG) aber vor.

Auf Hamburger Gebiet sind für drei Streckenabschnitte Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden. Die Unterlagen dafür werden als erstes für das Stück von der Stadtgrenze bis kurz hinter die Auffahrt von der B5 auf die A1 ab kommenden Montag für vier Wochen ausgelegt. Anfang Februar und Anfang März folgen die beiden anderen Abschnitte.

Der Hamburger Senat hat bei dem Planungsverfahren wenig zu sagen: Die Pläne wurden von der MPG im Auftrag der Deutschen Bahn erarbeitet, planfeststellende Behörde ist das Eisenbahnbundesamt. Die Hamburger Baubehörde geht ihr lediglich zur Hand, indem sie die Pläne auslegt und Stellungnahmen – vom Nabu oder auch vom Senat – entgegennimmt.

Gleichwohl zeigte sich Peter Schaar, Vorstandssprecher der GAL, gestern „höchst verärgert“ über die Planungsunterlagen, die im zweiten Streckenabschnitt einen Haltepunkt in Moorfleet enthalten. Schaar pocht auf die Koalitionsvereinbarung: Er gehe davon aus, daß auch die SPD sich daran halte. Kein Problem für Ortwin Runde. Der Koalitionsvertrag gelte auch für den Bahnhof Moorfleet, kommentiert der SPD-Bürgermeister. Doch der Bund entscheide, dann müsse man weitersehen.

Die rot-grüne Hamburger Koalition lehnt den neben dem Hauptbahnhof zweiten Transrapid-Haltepunkt direkt an der A1 ab. „Wir sind der Meinung, daß das noch mehr Autoverkehr produziert“, sagte GAL-Verkehrsexperte Martin Schmidt der taz. Schmidt hält die Frage des zweiten Haltepunkts aber für nebensächlich, weil er bezweifelt, daß der Transrapid überhaupt kommt. Entschieden werde das jedoch „frühestens nach der Hessen-Wahl“ im März, zumal die Industrie erst nach Abschluß des Planfeststellungsverfahrens sagen könne, wie teuer die Schwebebahn werde.

Viele Verkehrsexperten kritisieren am Transrapid, daß er nicht mit der Bahn kompatibel ist. „Eine ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin ist wesentlich sinnvoller, da sie an das bestehende Verkehrssystem anknüpft und somit eine vernünftige Stärkung der Flächenbahnen darstellt“, argumentiert etwa Manfred Prügel vom Nabu. Außerdem sei eine ICE-Fahrt mit etwa 80 Minuten von Hamburg nach Berlin fast genauso kurz wie mit dem Transrapid, der eine Stunde brauchen soll.

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