■ Querspalte: Von Mädchen und Leithengsten
Jedes Mädchen sollte einmal in seinem Leben ein Verhältnis mit seinem Mathelehrer haben. Oder dem Literaturprof. Oder einem erfolgreichen Filmemacher/Schriftsteller/Herausgeber. Umgekehrt sollte es zur männlichen Grunderfahrung gehören, mit Praktikantinnen-Sex nicht erst bis zum Vorruhestand zu warten (dann kriegt man ohnehin keine mehr ab), sondern spätestens nach der ersten Beförderung die hübscheste Sekretärin/Praktikantin/Volontärin anzubaggern, um mit ihr zu Hause im Edelappartement tolle Sachen anzustellen. So lassen sich am kurzweiligsten die Zusammenhänge zwischen Sex und Macht ergründen, über die Anthropologen lange forschen. Auch John Townswend von der Syracuse University, New York.
Townsend legte ein paar StudentInnen Fotos von Frauen und Männern vor, mit denen die Versuchspersonen ein Rendezvous vereinbaren sollten. Ergebnis: Die Männer wählten die Frauen nach Schönheit aus, die Frauen die Männer nach beruflichem Status. Das seien genetisch programmierte Unterschiede, die eine beruflich erfolgreiche Frau von heute in Schwierigkeiten bringen könnten, folgert Townsend. Denn was macht eine beruflich erfolgreiche Frau, die nicht sonderlich hübsch ist und dennoch einen ebenso erfolgreichen Mann sucht? Sie kriegt keinen ab! Haben wir's doch geahnt.
Was ist die jahrmillionenalte biologische Programmierung gegen ein paar lächerliche Jährchen weiblicher Empanzipation! Ja, die Natur ist stark. Wir sehen es an den Pferden: Da darf immer nur der beste Hengst decken. Der stärkste. Einer für alle. Der Rest der Junggesellen zieht frustriert umher und kriegt keine ab. Auch bei den Wölfen kommt nur das Alpha- Tier zum Zuge. Die anderen Junggesellen kümmern sich dann rührend um dessen Nachwuchs. Für die Lage dieser armen Jungs interessiert sich niemand. Die Frauen nicht. Aber auch kein Anthropologe. Vielleicht sind alle erfolgreichen Forscher Leithengste. Die uralte innere Programmierung. Sie wissen schon. Barbara Dribbusch
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