: Betr.: Heiner Müller
Kurz vor seinem 60. Geburtstag, am 6. Januar 1989, las Heiner Müller in der Akademie der Künste der DDR in Berlin. Der Alexander-Verlag hat nun, pünktlich zum 70., daraus eine CD gemacht („Heiner Müller liest Heiner Müller“), mit der man sich Müllers monotone Leseweise wieder in Erinnerung rufen kann: eine mit hauchfeiner Ironie unterlegte, hochkonzentrierte Darbietungsaskese. So sehr bleibt der Müller- Duktus in immer derselben Tonlage, daß die kurzen Prosastücke mitsamt ihren Überschriften zu einem einzigen, langen Text verschmelzen, zur typischen Müller- Melange aus Blut, Tod, Faschismus und griechischer Mythologie. Auch das berühmte Müller-Hüsteln und Räuspern fehlt nicht – und die Bescheidenheit signalisierende Vorrede: „Also, ich fang' jetzt mal an, wenn ihr einen Text nicht hören wollt, dann unterbrecht mich einfach.“ Auf der CD kann man jetzt hemmungslos selbst programmieren und weglassen – ganz im Sinne des Meisters. Foto: CD-Cover
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