: Der Transrapid: Schnell, teuer und unökologisch
Ob der Transrapid kommt, ist nach wie vor ungewiß. SPD und Grüne in Bonn haben sich in ihrer Koalitionsvereinbarung darauf festgelegt, lediglich die im April 1997 mit der Industrie vereinbarten 6,1 Milliarden Mark für den 292 Kilometer langen Fahrweg aufzubringen – nach Preisen von 1996. Wird die Stelzenbahn teurer, wie es zwei Gutachten aus jüngerer Zeit vermuten lassen, müßten die Firmen Thyssen, Siemens und Adtranz die Mehrkosten tragen – sofern sie unter diesen Umständen noch an dem Projekt festhalten. Unabhängig davon liefern die drei Unternehmen für 3,7 Milliarden Mark die Anlagen und Fahrzeuge, mit denen die Strecke betrieben wird. Der laufende Betrieb wird nach Angaben der Magnetschnellbahn-Planungsgesellschaft (MPG) 250 Millionen Mark jährlich kosten.
Damit sich diese Investitionen rechnen, kalkulieren die Planer mit einem Netto-Fahrpreis von 27 Pfennigen pro Kilometer – macht rund 80 Mark für die einfache Fahrt von Hamburg nach Berlin plus Mehrwertsteuer. Der Preis setzt laut MPG voraus, daß im Jahr 2015, wenn sich der Transrapid-Verkehr eingespielt haben soll, jährlich dreieinhalb Milliarden Kilometer mit der Schwebebahn zurückgelegt werden. 15 Millionen Passagiere müßten im Jahresdurchschnitt je 233 Kilometer fahren.
Mehr als 60 Prozent der Fahrgäste müßten von der Bahn auf den Magnetgleiter umsteigen, etwa 20 Prozent ihr Auto stehenlassen und fünf Prozent aufs Fliegen verzichten. Mindestens zehn Prozent würden „aus touristischen Gründen oder aufgrund der generellen Attraktion“ in den Transrapid einsteigen, hofft die MPG. „Ein Großteil der Fahrgäste fährt mit dem Transrapid, weil es ihn gibt“, schlußfolgert Dieter Noack vom Hamburger BUND. Der Umweltschützer hält die Prognosen über das künftige Passagieraufkommen aber ohnehin für hoffnungslos überzogen.
Auch aus ökologischer Sicht ist der Bedarf für die Magnetschnellbahn für Noack nicht gegeben: Bei der geplanten hohen Geschwindigkeit von über 400 Stundenkilometern sei der Transrapid im Vergleich zum ICE keineswegs energiesparend und auch kein bißchen leiser.
Umweltschützer weisen deshalb darauf hin, daß der Zeitvorsprung des Transrapid gegenüber dem ICE – etwa eine Stunde Fahrzeit gegenüber knapp eineinhalb Stunden – den Milliardenaufwand nicht rechtfertige. knö
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen