: Ford setzt auf die Steckdose
■ Einstieg bei norwegischer Elektroautofirma sichert Öko-Option
Oslo (taz) –Norwegens führende Tageszeitung Aftenposten sieht große Zeiten für die norwegische Autobranche anbrechen. Die gibt es zwar derzeit eigentlich noch nicht, doch das soll sich bald ändern: Ab Sommer wird erstmals ein serienproduzierter PKW eine norwegische Fabrik verlassen und dies dank dem mächtigen Ford- Konzern. Der hat jetzt bekanntgegeben, daß man sich mit 51 Prozent bei „Pivco“ eingekauft hat. Damit wurde die mangels Kapital im Endspurt fast gescheiterte Produktion eines neuentwickelten Elektroautos gesichert.
„Think“, wie der zweisitzige Mini heißt, ist gerade drei Meter lang und mit seiner Plastikkarosse und einem Stahl-Aluminium-Rahmen trotz Batterielast 940 Kilo leicht. Obwohl hauptsächlich für den Stadtverkehr konzipiert, bringt er es auf 90 km/h und schafft mit einer Batterieladung eine Fahrstrecke von 100 km. Das Fahrzeug hat angesichts eines extrem tiefen Schwerpunkts nicht nur alle Elchtests problemlos überstanden, sondern auch die anderen Sicherheitstests mit Bravour gemeistert. Für den EU-Bereich hat man bereits die Typ-Anerkennung in der Tasche, in Deutschland soll der außernorwegische Markt als erstes getestet werden. 5.000 „Thinks“ will man jährlich produzieren. Angepeilte Käufergruppe sind Unternehmen, der öffentliche Sektor und umweltbewußte VerbraucherInnen, die nicht auf den Geldbeutel achten müssen – ein genauer Preis steht noch nicht fest, aber teurer als gängige Benzinmodelle wird der „Think“ sicher.
Das norwegische (Elektro-)Autozeitalter begann vor 25 Jahren in der „Ölkrise“: Lars Ringdahl, Eigentümer einer Plastikfabrik, hatte die Idee der Kombination von Plastik als Gehäuse und Strom als Antrieb. Bei der Winterolympiade 1994 in Lillehammer durften sich die ersten Prototypen bewähren. Nachdem alle öffentlichen Fördermittel aufgebraucht und keine neuen privaten InvestorInnen mehr aufzutreiben waren, schien Pivco vor einigen Monaten kurz vor Erreichen des Ziels der Serienproduktion am Ende. Da tauchte der „reiche Onkel“ aus Amerika in Gestalt von Ford auf.
Mit dem jetzigen Engagement, das Ford-Chef Jacques Nasser gerade als „bedeutenden Schritt, um dem Markt ein auch vom ökonomischen Gesichtspunkt her attraktives Elektroauto anzubieten“, bezeichnete, könnte sich die „Pivco“- Geschichte urplötzlich in eine Erfolgsstory verwandelt haben. Ford- Ingenieure werden in den kommenden Monaten die kleine Fabrik in Aurskog reif für die Serienproduktion machen. „Wir tun das nicht, um Geld zu verlieren, sondern um zu verdienen“, erklärt der Ford-Verkaufschef für Europa, Ingvar M. Sviggum: „Und aus strategischen Gründen.“ Die Umweltbewegung blüht nicht nur in Europa, sondern auch im Rest der Welt. Vermutlich muß ab 2002 ein bestimmter Anteil aller in Kalifornien verkauften PKWs elektrischen Antrieb haben. Die traditionelle Autoindustrie hat sich aber unfähig gezeigt, Elektroautos zu entwickeln, die sowohl gut funktionieren als auch ökonomisch tragbar sind. Mit „Think“ könnte sich das ändern. Es kann das erste massenproduzierte Elektroauto werden.“ Reinhard Wolff
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen