: Elite-Studis protestieren gegen Studiengebühren
■ In Oxford weigern sich Studierende, 3.000 Mark „fees“ zu zahlen – aus politischen Gründen
Berlin (taz) – Die Verwaltung der feinen Oxford University zeigt sich unerbittlich. Sie kündigte am Dienstag an, sechs Studenten den Zugang zur Unibibliothek und den Computerräumen zu versperren. Noch im Laufe dieser Woche wollen die zuständigen Gremien über einen vollständigen Hinauswurf der sechs entscheiden. Das Vergehen der Gruppe: Sie beteiligt sich an einem Boykott der Zahlung von Unigebühren.
Die im vergangenen Jahr unter der New-Labour-Regierung von Tony Blair eingeführten „tuition fees“ belaufen sich für Studienanfänger in diesem Jahr auf mindestens 1.000 Pfund (knapp 3.000 Mark) jährlich, wie die Studentenvertretung Oxford Student Union (OUSU) erklärt. Gleichzeitig sollen die verbliebenen Fördermittel durch Darlehen ersetzt werden.
Von den Änderungen wären Studenten vor, während und nach ihrer Unizeit betroffen, argumentiert die OUSU. So könnten die Gebühren gerade Schulabsolventen aus ärmeren Schichten davon abschrecken, sich überhaupt um einen Studienplatz zu bewerben. Nicht nur stelle sich die Frage, ob sie oder ihre Eltern das Geld für die „fees“ auftreiben könnten, sondern auch die, ob es lohne, für einen Uni-Abschluß Schuldenberge aufzutürmen. Gerade an den als elitär geltenden Unis Oxford und Cambridge bemühen sich die meist eher links eingestellten Studentenvertretungen seit Jahren, Schüler aus normalen Familien zur Bewerbung zu ermuntern. Entsprechend verweigern die sechs Boykotteure die Zahlung aus politischen Gründen und nicht, um selbst Geld zu sparen.
Acht Mitstreiter gaben Anfang der Woche auf, nachdem die Verwaltung der Gruppe mit dem Ausschluß von den Prüfungen gedroht hatte. „Die Kampagne geht weiter“, sagte Jay Bell, der Vorsitzende der OUSU, der Tageszeitung Guardian, „und auch die Leute, die jetzt doch gezahlt haben, verdienen Beifall, weil sie auf ein wichtiges Problem im Unisektor hingewiesen haben“. Zur Unterstützung der verbliebenen Streiter kündigte Bell für den 22. Januar einen Protestmarsch durch Oxford an, an dem sich Vertreter von fünfzehn Unis beteiligen wollen. Im Herbst solle dann die Boykottaktion mit den neuen Erstsemestern wiederholt werden. pat
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