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Die Kunst des sicheren Pinkelns

■ Ausstellung zur Notdurft-Kultur auf Schiffen in Flensburg

„Es darf kein Mensch aufm Schiff seinen Behuf tun, – es sei denn, daß er sehr krank ist –, sondern muß hinaus auf den Schiffsborden treten, mit einer Hand die Hosen und mit der andern ein festgemachtes Tau, sich anzuhalten, ergreifen, obgleich das Schiff im vollen Segeln hin- und herschwankt.“ So schilderte der Barbier und Chirurg Johann Dietz im Jahr 1735 die Toilettennutzung – also das „Hintern-über-Bord-halten“ – auf einem Walfangschiff. Etwas einfacher, aber keineswegs ungefährlicher, war es beim „einfachen Geschäft“ der Seemänner, weiß die Leiterin des Flensburger Schiffahrtsmuseums, Jutta Glüsing: „Viele sind schon beim Pinkeln ertrunken“. Makabrer Beweis: Beim Auffinden der Leichen fand sich in solchen Fällen der Hosenschlitz geöffnet.

In einer Sonderausstellung präsentiert das Flensburger Maritimmuseum noch bis Ende Januar Exponate und Dokumente zur wenig erforschten „Not mit der Notdurft“ in der christlichen Seefahrt. „Das menschliche Entsorgungsverfahren war früher, insbesondere bei schlechtem Wetter und schwerer See, ein hochbrisantes Unterfangen“, erklärt die Flensburger Kunsthistorikerin Susanne Grigull-Schick. Aus Hygienegründen durfte nämlich nur in Ausnahmefällen die Notdurft nicht über Bord, sondern in der Bilge, dem tiefsten Punkt des Schiffsrumpfes, verrichtet werden. Ansonsten diente ein Plätzchen im offenen Gebälk der Galion, also an der Schiffsspitze, bis in das 19. Jahrhundert hinein als Abort sowie auch als Arrestzelle.

Erst vor rund 50 Jahren ordnete die See-Berufsgenossenschaft an, daß auf Fischereibooten aus Sicherheitsgründen auf einen Topf gegangen werden mußte. lno

Informationen zur Ausstellung unter 0461/852970. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

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