: Nato-Aufmarsch um den Kosovo
■ Nach Auffassung von Solana erlaubt die Anwesenheit von 900 OSZE-Mitarbeitern derzeit keinen Angriff. Finnische Experten beginnen, die Opfer des Massakers von Racak zu untersuchen
Brüssel/Bonn (AFP) – Vor dem Hintergrund der Kosovo-Krise setzt die Nato den Aufmarsch ihrer Streitkräfte im Mittelmeerraum fort. Acht Tornado-Kampfflugzeuge der Bundeswehr wurden gestern nach Angaben des Bonner Verteidigungsministeriums auf die italienische Basis Piacenza verlegt. Auch die Niederlande und Belgien beorderten weitere F-16-Jets nach Italien.
Nato-Generalsekretär Javier Solana betonte, daß eine Ausweisung des OSZE-Missionschefs William Walker aus Jugoslawien „nicht automatisch“ zu einem Nato-Angriff führe. Solana erklärte, die Anwesenheit von rund 900 OSZE-Beobachtern erlaube derzeit keine Militäroperation der Nato. Aber die Allianz sei in der Lage, die Beobachter schnell in Sicherheit zu bringen und Gewalt einzusetzen, um eine politische Lösung des Konfliktes in der serbischen Provinz „zu unterstützen“.
Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) richtete als amtierender EU-Ratspräsident ein Schreiben an Milošević, in dem er das Massaker an 45 Kosovo-Albanern in Racak verurteilte. In dem am Mittwoch abend vom Auswärtigen Amt veröffentlichten Brief forderte er die Regierung in Belgrad außerdem auf, den Beschluß zur Ausweisung Walkers zurückzunehmen. Die Abkommen zwischen Jugoslawien und der Nato sowie der OSZE müßte ebenso befolgt werden wie alle UN-Sicherheitsratsresolutionen.
Die Ausweisungsfrist für Walker lief gestern nachmittag um 16.20 Uhr ab. Der stellvertretende jugoslawische Ministerpräsident Vuk Drašković sagte nach einem Gespräch mit dem stellvertretenden russischen Außenminister Alexander Awdejew am Mittwoch: „Der Fall von Botschafter Walker wird auf dem Kompromißweg und zur beiderseitigen Zufriedenheit gelöst werden.“ Der serbische Vizeministerpräsident Tomislav Nikolić erläuterte, wie dieser „Kompromiß“ aussehen könnte. Demnach soll die Ausweisung Walkers so lange hinausgezögert werden, bis der Amerikaner unter Wahrung seines Gesichts „aus gesundheitlichen Gründen“ sein Mandat niederlegt.
Gestern begannen Mitarbeiter eines gerichtsmedizinischen Teams aus Finnland damit, Röntgenaufnahmen von den Opfern des Massakers von Racak zu machen. Nach Angaben der Leiterin der Gruppe, Helena Ranta, wurde an den Toten bereits eine Autopsie vorgenommen. Gemäß dem international anerkannten Verfahren hätten die Röntgenaufnahmen vor der Autopsie gemacht werden müssen, mit der jugoslawische Gerichtsmediziner bereits am Dienstag begonnen hätten, sagte Ranta. Kommentar Seite 12
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