Die Hotline gegen Jugendgewalt ist geschaltet

■ Interventionsteam bietet Beratung am Telefon und vor Ort für Jugendliche, Eltern und Lehrer

Samstag abend vor einem Club. Jugendliche lehnen lässig an der Wand. Sie rauchen Zigaretten und trinken Bier aus Dosen. Doch auf einmal beginnt ein Streit. Eine harmlos gemeinte Geste gibt den Anlaß. Anfangs gehen scharfe Worte hin und her. Doch dann eskaliert die Situation, und es kommt zu einer gewaltätigen Auseinandersetzung. Später stehen die Betroffenen fassungslos vor dem Geschehenen. Wie konnte das bloß passieren? Wie bekommt man die Ohnmachtsgefühle jetzt in den Griff? Wie geht man mit der Angst um?

Antworten darauf versucht das Kriseninterventionsteam, kurz KIT, zu geben. Seit gestern können von Gewalt betroffene Jugendliche in Berlin und Brandenburg die Hotline des Kriseninterventionsteams anrufen. KIT ist ein Gemeinschaftsprojekt von den beiden Kirchen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Sportjugend. „Jahrelang haben wir uns mit Gewaltprävention beschäftigt, jetzt müssen wir endlich etwas für die Intervention tun“, sagt ihr Koordinator Bodo Ströbel. Denn nach seinen Erfahrungen wird Gewalt unter Jugendlichen immer alltäglicher, brutaler und immer offener.

Das Projekt kostet 140.000 Mark und wird komplett von den beiden Bundesländern finanziert. Bis zu seiner Realisierung mußte aber viel passieren: Allein im ersten Halbjahr vergangenen Jahres wurden 15 Berliner Schulklassen in Brandenburg von Jugendlichen angegriffen, und immer wieder gab es brutale Übergriffe auf Ausländer. Solche Taten seien aber nicht nur politisch motiviert, schätzt das Kriseninterventionsteam. „Wenn die Freunde brauner Gesinnung sind, dann geht man eben politisch jemanden verkloppen. Wenn die Freunde stehlen gehen, dann geht man eben auch stehlen“, so ein KIT-Mitglied, „es kommt auf den jeweiligen Gruppendruck an.“

Die krisengeschulten Teammitglieder bieten zunächst eine telefonische Beratung an. Wenn der Betroffene möchte, werden sie sich auch persönlich mit ihm treffen. Dieses Angebot richtet sich nicht nur an die direkt Betroffenen, sondern auch an Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter. Julia Beeck

Die Hotline hat die Nummer: 0800-6603302, Handybenutzer wählen die 0177-6603302