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Kann Kohl helfen?

■ Bei den Finalkämpfen offenbaren sich die prinzipiellen Probleme der Ringer-Bundesliga

Aalen (taz) – Die Dominanz des KSV Aalen in der Ringer-Bundesliga ist gebrochen. Erstmals seit drei Jahren hat der Deutsche Meister einen Heimkampf verloren – und das mit 11,5:12,5 ausgerechnet im 1. Finale gegen den KSV Witten. Der Titel wird am kommenden Freitag in Witten vergeben.

Die Euphorie ist in Aalen längst verflogen. Als der KSV 1997 erstmals nach 13 Jahren wieder ganz oben stand, da wurde noch in der Stuttgarter Schleyer-Halle gerungen. Am Samstag kamen 2.200 Zuschauer nach Aalen, einige Plätze blieben leer: Die Zuschauer sind satt. In der Vorrunde hatten sich meist nur ein paar hundert Fans zu den Heimkämpfen verirrt.

Wenn am 5. und 6. Februar die Vereine tagen, dann werden sie wohl beschließen, daß die erste Liga wieder zweigleisig sein wird. Der Hauptgrund dafür sind die Olympischen Spiele im nächsten Jahr. Um dort starten zu dürfen, müssen die Athleten bei der diesjährigen WM einen Platz unter den ersten acht belegen oder sich in insgesamt fünf großen internationalen Turnieren nachqualifizieren. Deshalb muß die Bundesliga vorgezogen werden. Machbar ist dies nur mit einer Reform, mit zwei Sechser-Ligen.

Für die Clubs bedeutet dies ein Umdenken. „Wir müssen früher mit den Vorbereitungen beginnen, nach Sponsoren schauen. Für die Ringer sind die nächsten beiden Jahre der totale Streß.“ Aalens Vorsitzender Karl Maier ist immerhin in der glücklichen Lage, einen potenten Hauptsponsor zu haben. Nicht so sein Kollege beim FvK Schifferstadt. Der siebenfache Deutsche Meister ist finanziell angeschlagen. Zwar haben Vertreter der Wirtschaft und führende Politiker aus Rheinland-Pfalz, darunter Ex-Kanzler Helmut Kohl, ihre sofortige Mitarbeit angeboten, aber stark rückläufige Zuschauerzahlen brachten ein Finanzloch.

Kein Wunder, wenn sich manche Clubs übernehmen, vor genau einem Jahr ging der Serienmeister Goldbach pleite und ringt nun in Liga drei. Um einigermaßen konkkurrenzfähig zu sein, werden Weltklasseringer, vornehmlich aus der ehemaligen UdSSR und Skandinavien, verpflichtet. So hatte der KSV Aalen am Samstag gerade einmal zwei Ringer auf der Matte, die in Deutschland geboren wurden: Jürgen Scheibe und Thomas Zander. „So sind die Regeln“, sagt Karl Maier, „wir tun nichts anderes, als uns danach zu richten!“ Daß er gegen eine Änderung dieser Regeln gestimmt hat, wen wundert's, schließlich ist der KSV bislang sehr gut damit gefahren. Daß der KSV nach dem Gewinn der Meisterschaft kein einziges neues Mitglied im Jugendbereich bekam, steht auf einem anderen Blatt.

Auch Helmuth Pauli, Präsident des Deutschen Ringerbundes (DRB), warnte am Wochenende vor dieser Entwicklung: „Wir bekommen in den nächsten Jahren ein Problem.“ Das hat der DRB bereits: keine einzige Medaille bei der WM im griechisch-römischen Stil, einmal Bronze bei der Freistil-WM. Thomas Ringhofer

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