: Unterm Strich
Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstützt den Kompromiß für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin, den sein Kulturbeauftragter Michael Naumann mit dem amerikanischen Architekten Peter Eisenman vorgelegt hat. Er glaube, der Kompromiß werde sich verwirklichen lassen und der Bundestag werde sich darüber in aller Souveränität „alsbald zu einer Entscheidung durchringen“, sagte Schröder am Samstag abend in Berlin bei einem Galadiner zur Eröffnung des Jüdischen Museums von Daniel Libeskind. Er glaube, daß das, was jetzt gefunden worden sei, eine große Chance habe, „Erinnerung mit Erklärung zu verbinden, nicht mit dem Zeigefinger, aber so, daß Menschen nicht mit der Wucht der Geschichte allein gelassen werden“. Schröder bekräftigte bei dieser Gelegenheit auch die Bereitschaft des Bundes, das neue Jüdische Museum in Berlin zu unterstützen. Er sei gern zu dem Festakt gekommen, weil er glaube, daß in diesem Haus nicht nur die furchtbare Geschichte der Juden in Deutschland gezeigt werde, „sondern mehr und eher die fruchtbare Geschichte“. Vor allen den jungen Menschen müsse auch vermittelt werden, daß der Holocaust nicht nur ein Verbrechen an den Juden war, sondern einen großen Verlust an geistiger, ökonomischer und wissenschaftlicher Potenz für Deutschland bedeutete. „Was haben wir verloren, was hat es uns gekostet.“
Diese Katalanen! Wie die spanische Zeitung El Pais berichtet, ermittelt der katalanische Oberstaatsanwalt gegen den bekannten Schriftsteller Juan José Millas wegen Beleidigung des Militärs. In der Lokalzeitung Diari de Girona hatte er im Dezember über Gewalt in den Kasernen geschrieben. Kurz zuvor war ein spanischer Offizier zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er in betrunkenem Zustand in der Kantine einen Wehrpflichtigen erschossen hatte. „Man beginnt, dem Soldaten den Gewehrkolben gegen den Kopf zu schlagen, und irgendwann schießt man ihm eiskalt in den Kopf“, kommentierte Millas.
Auch schön: Der Wiener Architekt Friedensreich Hundertwasser baut am Magdeburger Domplatz ein fünfstöckiges Wohn- und Geschäftshaus. Wie die Magdeburger Volksstimme berichtet, sollen die Arbeiten im Juni beginnen und bis zum Sommer 2001 fertiggestellt sein. Seit zwei Jahren wird das geplante Gebäude mit Türmchen und bunten Fassaden wegen der Nähe zum gotischen Dom kontrovers diskutiert. Jetzt aber soll dem Architekten offenbar freie Hand gelassen werden. Und schon hat das Rennen um die Mietflächen begonnen. Von den 4.500 Quadratmetern Büro- und Gewerbefläche soll sich der Landtag bereits die Hälfte reserviert haben. Da läßt sich Hundertwasser nicht lumpen: Um den Abgeordneten den Zugang zu dem „Märchengebäude“ zu erleichtern, sieht das Projekt eine Brücke zwischen dem Landtag und dem Hundertwasserhaus vor.
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