: Propheten des Rhythmus
■ Der senegalesische Starpercussionist Doudou N'Diaye Rose eröffnet heute abend im HdKdW eine neue, exklusive Hinterzimmer-Reihe
Im Haus der Kulturen der Welt hat in letzter Zeit ein gewisser Snobismus Einzug gehalten, der sich vor großen Massen ekelt. Man wird ja subventioniert, wozu braucht man da Publikumsverkehr? Konsequenterweise startet dort nun ein musikalisches Projekt, das schon im Titel deutlich macht, daß die große Öffentlichkeit vor der Tür bleiben soll: „Backroom“ heißt die Reihe, die hoffentlich – obschon im Konzept eine gewisse Exklusivität mitschwingt – auf breite Resonanz stößt.
Die Idee: Ausgesuchte Gastmusiker treffen auf Berliner Lokalmatadore der Jazz-, Klassik- oder Weltmusikszene und entwickeln gemeinsam, im Bauch der Kongreßhalle, Wegweisendes für die Welt da draußen. Erster Stargast der Hinterzimmer-Reihe wird der senegalesische Meisterpercussionist Doudou N'Diaye Rose sein, der schon des öfteren – bisher ohne Zutun des Hauses der Kulturen der Welt – mit internationalen Koryphäen kollaboriert hat, mit Jazzern wie Dizzy Gillespie oder dem Weltmusikmäzen Peter Gabriel.
In Senegal ist Doudou N'Diaye Rose als Verfasser der Nationalhymne, Lehrer an der staatlichen Kunsthochschule und Cheftrommler der Stadt Dakar eine Institution, der eine Schlüsselrolle im Musikleben der Hauptstadt zukommt. Geboren wurde er in eine Familie von Griots, der westafrikanischen Kaste traditioneller Vorsänger, seit seinem siebten Lebensjahr studierte er die Trommelrhythmen seiner Region, später aller möglichen afrikanischen Länder. Als Handlungsreisender in Sachen Rhythmus reist der 67jährige Percussion-Prophet heute durch die Welt, komponiert und dirigiert Percussion-Symphonien für das senegalesische Nationalballett oder tritt auf französischen Festivals auf.
In Berlin wird Rose mit seinem Ensemble auf Abdurrahman Diop treffen, ebenfalls senegalesischer Herkunft, aber seit rund 15 Jahren in Berlin beheimatet, sowie auf die Saxophonisten Felix Wahnschaffe und Mack Goldbury und den Bassisten Ed Schuller. Heute abend stellen die Musiker in einer Lesung ihr Konzept vor. Bis Freitag wird öffentlich geprobt, dann wird das Ergebnis der Weltmusik-Werkstatt präsentiert. Im Laufe des Jahres soll das Trendlabor noch zwei weitere Male, mit wechselnder Besetzung, stattfinden. Daniel Bax
„The Back Room“. Heute, 18 Uhr, Lecture. Einzelkonzerte am Mittwoch, dem 27.1., um 20 Uhr; Abschlußkonzert am Freitag, 29.1., um 20 Uhr. Im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten
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