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Ein eigenes Kind muß her – um jeden Preis –betr.: „Für den Eisprung nach Holland“ (Lesben mit leiblichen Kindern?), taz.mag vom 16./17. 1. 99

Das also soll ein „wichtiger Trend“ sein: daß Frauen sich erst mit selbstgeborenem Kind für „normal“ halten. Mama, mit „Bedürfnis nach Normalität“, will schwanger werden und gebären – ganz normal. Mama läßt „ohne Umschweife Spermien in die Gebärmutter gelangen“ – ganz normal. Und das heiß ersehnte Kleine darf gespannt sein, was Mama ihm eines Tages über den ganz normalen Spermienspender erzählen wird. Wenn sie denn überhaupt was erzählt... (jede Familie hat schließlich ein Geheimnis).

Erst einmal aber wird Baby ein ganz normales Kind: „Töchter lesbischer Mütter spielen lieber mit Puppen, die Söhne lieber mit Bauklötzen“ – wissenschaftlich bewiesen: Alles ganz normal. Ob Hetero, ob Homo: Ein Kind, ein eigenes Kind muß her, um jeden Preis. Der Wirtschaftszweig Reproduktionsmedizin darf sich freuen, er liegt im Trend und kann nun noch das Grüppchen gebärfreudiger Lesben zu seinen Kundinnen zählen. Eine ganze Seite lang oberflächlich-flotte Werbung für Insemination. Ich faß' es nicht.

Kein Wort darüber, daß dies Verfahren dazu verführt, den Nachwuchs unter dem Aspekt „genetisch perfekt zu reproduzieren (und erzähle mir niemand, Lesben seien da nicht verführbar). Kein Wort darüber, wieso kein Kind zu kriegen nicht „normal“ ist. Kein Wort darüber, daß es das Recht auf ein eigenes Kind nicht gibt. Wohl aber existieren genügend Kinder, denen es gut täte, wenn jemand ihnen Obhut und Pflege angedeihen ließe. Anders gesagt: Soziale Elternschaft braucht keine Insemination. Ist aber wohl nicht so recht „normal“. Normal ist Biologisches, Natürliches – klar doch! Hanna R. Delius, Hamburg

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