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Im Arsch der amerikanischen Rockmusik

■ Mercury Rev verbreiteten im Logo einen wunderbar harmonischen Schwall

Eine Band auf dem Zenit: Jahrelang sprachen Mercury Rev ausschließlich jene Menschen an, die eine hohe Toleranzschwelle für selbstgefällig ausufernde Klanghaufen haben und dazu gerne Worte wie „psychedelisch“ oder „ filmisch“ sagen. In Zukunft werden Mercury Rev vermutlich eine Band für jene sein, die die „gute Musik“ als Schutzschild für ihr eigenes Altern vor sich her tragen. Diese Leute sind schon da im ordentlich gefüllten Logo, und ihnen möchte man zurufen: „Auf zur Zwangsberatung!“ Solche Menschen bedauern lauthals, daß bei der Vorgruppe Tarwater „zu viel vom Band“ gekommen wäre, und beglücken sich an den Abgründen des muckerhaften Traditionalismus, in die Mercury Rev bei der Neuformulierung ihres Frühwerk-Klassikers „Carwash Hair“ schauen.

Vor diesem Hintergrund hinterlassen auch zweifelsohne furiose Versionen von Nick Caves „Into My Arms“ oder Neil Youngs „Cortez The Killer“ zwiespältige Gefühle. Doch bevor sich die Band in den Arsch der ultrakompetenten amerikanischen Rockmusik verkriecht, bieten sie die feierlichsten Momente ihres Albums Deserter's Songs mit solcher Finesse und solcher Freude am eigenen Tun dar, daß eben klar wird: Dies ist ein Konzert, das man nicht hätte verpassen sollen. Genau die richtige Portion Weirdness im harmonischen Schwall bringt da die Kerzen auf den Verstärkern zum Flackern, doch die wird wohl schon bald verflogen sein.

Felix Bayer

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