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Vilmars Unwort gewinnt

■ „Sozialverträgliches Frühableben“ Unwort 1998, gefolgt von Walsers „Moralkeule“

Frankfurt/Main (dpa) – „Sozialverträgliches Frühableben“ ist das Unwort des Jahres 1998. Der polemische Angriff von Bundesärztekammerpräsident Karsten Vilmar auf die Politik der grünen Gesundheitsministerin Andrea Fischer ist von einer sechsköpfigen Jury als sprachlicher Mißgriff des Jahres ausgewählt worden. Jury-Sprecher Prof. Horst Dieter Schlosser erklärte gestern, Vilmar habe – wenn auch in ironischer Absicht – gesagt, Ärzte müßten sich überlegen, ob sie den vorzeitigen Tod von Patienen „fördern“ müßten. „Hier schlägt Ironie und Satire endgültig in blanken Zynismus um“, meinte Schlosser. Der Präsident der Bundesärztekammer habe mit seiner Äußerung die notwendige „Seriosität“ einer offiziellen Stellungnahme verfehlt, kritisierte die Jury aus vier Germanisten und den TV- Journalisten Luc Jochimsen und Reinhard Appel. Er habe zahlreiche Menschen verunsichert und ärztliches Handeln in die gedankliche Nähe zum „Euthanasieprogramm“ der Nazis gebracht.

Eine Rüge erteilte die Jury auch dem Schriftsteller Martin Walser, der in seiner Paulskirchenrede von der „Moralkeule“ gesprochen hatte. „Belegschaftsaltlasten“ und „Humankapital“ wurden als weitere Unworte angeprangert. Zum „Wort des Jahres“ 1998 hatte die Gesellschaft für deutsche Sprache „rot-grün“ gewählt.

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