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Alles klar: Nazis tragen Bomberjacken –betr.: „National-Gerüche in Sachsen“ (Die NPD spielt Parteitag in Mulda), taz vom 25. 1. 99

Selbst wer von der taz hinsichtlich antifaschistischer Berichterstattung über Nazi-Aufmärsche und Treffen nicht mehr viel erwartet, wird enttäuscht.

Der sächsische NPD-Landesverband ist der bundesstärkste. Das war es auch schon fast. Propagandistischer Wahlkampfauftakt zu den Landtagswahlen dieses Jahr, wo die NPD erklärtermaßen ins Parlament will? 6,2 Prozent für die Rechten insgesamt bei den letzten Bundestagswahlen in Sachsen? 34.486 Stimmen dabei für die NPD? Direktwahlergebnisse für NPD-Kandidaten von teilweise deutlich über sieben Prozent, wie in der Sächsischen Schweiz?

Vom Tag selbst: Massive, überzogene und behindernde Polizeivorkontrollen? Vorläufige Festnahmen wegen Lächerlichkeiten, zum Beispiel eines Nietenarmbandes als Körperschmuck, des Betäubungsmittelvorwurfes, von Schals auf unterer Kinnhöhe? Kein Argument staatlicherseits zu dürftig, um Widerstand gegen Nazis zu kriminalisieren? Polizeiknüppel auf DemonstrantInnen? Verletzte? Behinderungen des Demoverlaufes? – Kein Wort! Kein Wort zu ausgebauten Nazi-Strukturen, gerade in Sachsen. Nichts wirklich Inhaltliches! Ja keine Kritik an der geschaffenen Plattform für Nazis!

Aber: „Action ist selten in Mulda... Autonome ... spielen ihr übliches Räuber und Gendarm mit der Polizei.“ Und kamen dazu scheinbar extra aus Berlin und Wien... Mal was vom relativ breiten Bündnis in Sachsen und darüber hinaus gegen diesen NPD-Auftritt gehört, vom Anmelder der Demo gar? [...] Kein Wort über die merkwürdigen Umstände des Brandes in der Muldenthalhalle in einem wahrlich seit Tagen gut bewachten Dorf! Aber bullige Skinordner können nicht zählen und dürfen in der Halle nicht rauchen, schon ein heimeliger Stimmungsbericht. Was gab es denn zu Essen bei Nazis?

Und fast denkt mensch, es geht nicht schlimmer: „... der Rechtsextremismus, heißt es,“ (sic!) „sei“ (sic!sic!) „hier im dörflichen Alltag fest verwurzelt. In Mulda jedenfalls sieht man noch keine Schulkinder in Bomberjacken.“ Alles einfach und klar, Nazis tragen Bomberjacken...

Mal was von den seit 1994 im sächsischen Altenberg stattfindenden Tagungswochen der rechtsextremen Deutschen Kulturgemeinschaft gehört? Von Nazi-Anwalt Rieger gehört, der seine Hetendorfer Tagungswochen in Ostsachsen hilfsweise neu belebt? Von Roeder auf dem letzten sächsischen NPD-Parteitag, der wegen des Widerstandes dagegen letztendlich nicht beschlußfähig war? Von Roeder gehört, einen Tag nach diesem Debakel für die NPD, in der beschaulichen Sächsischen Schweiz beim dortigen NPD-Kreisverband? Mal von den SSS, den „Skinhead Sächsische Schweiz“ als schlagkräftige Ordnungstruppe gehört? Und und und...

In welchem Tal bastelt Ihr nur Eure Zeitung, früher mal als alternatives Medium verschrien? Eure Berichterstattung jedenfalls schreit immer mehr zum Himmel, keine Unterschiede mehr zu erkennen. Wer nix Genaues wissen will, sieht es auch nicht. [...] Carlo Hagen, Dresden

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