"Dir geb' ich's, du Sau"

■ DSV-Cheftrainer Wolfgang Maier über Skifirmenwechsel und andere Probleme von Martina Ertl und Hilde Gerg vor dem heutigen WM-Auftakt

taz: Herr Maier, ihre Athletinnen Martina Ertl und Hilde Gerg gehören im Super G am Montag zu den Medaillenkandidatinnen. Oder wie sehen Sie das?

Wolfgang Maier: Dazu sage ich gar nix. In Nagano sind wir mit dem überragenden Super-G-Team der Saison an den Start gegangen, und wo sind wir gelandet? Auf den Rängen vier, sechs, sieben und zehn. Es kommt sowieso nie so, wie du vorher glaubst.

Hilde Gerg sagt, sie sei fit, hat aber wegen ihrer Stirnhöhlenvereiterung eine Antibiotikabehandlung und mehrere Tage Pause hinter sich. Rainer Mutschler, der technische Leiter im DSV, sprach von einem Auf und Ab.

Was hat das für eine Aussagekraft, wenn ein Trainer das so sagt? Wenn die Hilde sagt, sie ist fit, dann ist sie fit.

Vielleicht wollte Mutschler den Druck von Gerg nehmen?

Für mich ist das Schmarr'n. Man sieht doch sowieso ziemlich schnell, ob jemand fit ist oder nicht. Ich mag keine Ausreden. Dahingehend versuche ich meine Athleten auch zu erziehen, das ist Teil meiner Trainerphilosophie.

Mit Martina Ertl haben Sie unlängst auch schon das Thema Ausreden besprochen.

Es gab Diskussionen, nachdem ich mit Aussagen von Martina konfrontiert wurde. Wie sich herausstellte, waren ihre Worte nicht exakt so gefallen, wie man sie mir sagte. Das ist geklärt. Prinzipiell gilt für mich: Wenn man den Berg runterfährt, dann muß man auch dazu stehen, wenn's nicht gut war. Dann kann man nicht sagen, das Training war nix. Oder sich über zuviel Rummel beklagen.

Woran lag es denn, daß Ertl zu Saisonbeginn große Probleme hatte? An ihr oder doch am Skiwechsel von Völkl zu Atomic?

Es ist nie der Ski allein und nie der Läufer allein. Die Martina hatte am Anfang etwas eine Barriere, weil die von Atomic zu Völkl gewechselten Österreicherinnen auf Anhieb gut fuhren mit der neuen Marke – und sie nicht. Ich will's mal so erklären: Da gewinnt ein Autorennfahrer viele Rennen und trotzdem wechselt er den Wagen, weil er glaubt, der neue ist besser. Und dann kriegt ein anderer sein Auto und fährt ihm um die Ohren – wie ist da die Reaktion? Dir geb' ich's, du Sau, ist die Reaktion. Auf Martina bezogen: Sie hat sich zu sehr unter Druck gesetzt.

Zuletzt hatte sie ihr Fahrgefühl wiedergefunden. Wie kam 's?

Die Skilänge hatte nicht gestimmt, dann ist die Martina die Tore immer zu direkt, zu spitz, wie wir sagen, angefahren. Wir haben darüber geredet und dann wieder längere Ski genommen. Skifahren ist Zentimetersache, und Zentimeter entscheiden über Fahrgefühl.

Herr Maier, Hilde Gerg ist als Weltcupsiegerin im Super G in ihrer Paradedisziplin bislang hinter den Erwartungen geblieben. Ist das auch gefühlsbedingt?

Dazu sage ich wieder nix.

Und warum nicht, bitte schön?

Ich will doch keinen Krieg mit den Skifirmen anfangen. Das muß die Hilde schon selber tun.

Das klingt nach Kritik an Völkl. Ist was dran an der Geschichte, daß die österreichische Konkurrenz aus deutscher Sicht etwas zu zuvorkommend behandelt wird?

Das ist Ihre Interpretation, da bin ich außen vor. Interview: Ralf Mittmann