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Keine Gnade in Oklahoma

■ Ein zur Tatzeit 16jähriger wird hingerichtet. Papst interveniert erfolgreich in Missouri

Washington (taz) – Päpstliche Fürsprache reicht nicht über Staatsgrenzen hinaus: Am gleichen Tag, an dem die Intervention des Papstes im Bundesstaat Missouri die sichere Hinrichtung eines dreifachen Mörders verhinderte, lehnte der Gnadenausschuß des angrenzenden Oklahoma die Begnadigung des zum Tode verurteilten Sean Sellers ab. Sean Sellars hatte 1986 Mutter und Stiefvater erschossen. Zur Tatzeit war er 16 Jahre alt. „Diese Entscheidung setzt allen 16jährigen ein deutliches Zeichen“, ließ sich ein Mitglied des Gnadenausschusses, vor dem auch die Verwandten des Delinquenten für seinen Tod plädiert hatten, nach der Entscheidung vernehmen. Frank Keating, der Gouverneur von Oklahoma und selbst Katholik, begrüßte die Entscheidung seines Gnadenausschusses.

Der Gouverneur von Oklahoma, Mel Carnahan, hingegen begnadigte auf Intervention des Papstes Darrell Mease, der ein Ehepaar und deren behindertes Kind erschossen hatte. Seine Hinrichtung war ursprünglich für die Zeit des Papstbesuchs angesetzt und vom Obersten Gericht des Bundesstaats ohne Angabe von Gründen auf den 15. Februar verschoben worden. Die Entscheidung des Gouverneurs ist einzigartig in der langen Geschichte erfolgloser internationaler und päpstlicher Interventionen zugunsten von zum Tode Verurteilten.

1998 wurden in Amerika drei Menschen hingerichtet, die zur Tatzeit unter 18 waren. Die unausgesetzte Kritik des Papstes an der in den USA geltenden Todesstrafe, versucht wenigstens die Katholiken des Landes hinter der Meinung der Kirche zu sammeln. Unter Amerikas Katholiken überwiegen die Befürworter der Todesstrafe wie in der Gesamtbevölkerung mit 3 zu 1. Entsprechend mutig ist die Entscheidung des Gouverneurs von Missouri. Er will im Jahr 2000 dem erzkonservativen Senator John Ashcroft seinen Sitz im Senat streitig machen. Peter Tautfest

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