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Wer zur Wahl durchfiel und warum

■ SPD: Kahrs wurde abgestraft. Grüne: Engels war chancenlos

Bis Samstag nacht um zwei Uhr tagte die 16köpfige Mandatskommission der SPD in Kramelheide bei Bremerhaven, dann stand die Kandidatenliste für die Bürgerschaftsliste fest. Für viele Abgeordnete ein Schock. Der Sozialpolitikerin Elke Steinhöfel bedeutete man schon vorher, sie solle ihre Kandidatur zurückziehen. Sie habe die Mandatskommission nicht überzeugt. Eineinhalb Monate lang hatte die Kommission 64 der 66 Kandidaten angehört. Zum Teil bis zu einer halben Stunde mußten die Sozialdemokraten, die in die Bürgerschaft wollten, der Kommission Rede und Antwort stehen. Nur Bürgermeister Henning Scherf und Umweltsenatorin Tine Wischer blieb die Prozedur erspart. Auch die ehemalige Fraktionsvorsitzende Barbara Klöpper, die sich auch in der Bürgerschaft nicht gerade durch Redegewandtheit hervorgetan hatte, machte vor der Kommission keine gute Figur und wurde von der Liste gestrichen. Gegenüber einigen Genossen ließ Klöpper durchblicken, daß sie nicht gewillt sei, das hinzunehmen. Sie wolle auf dem Unterbezirksparteitag am 20. Februar, der über die Liste abstimmt, um ihr Mandat kämpfen.

Einige Abgeordnete waren schon im Vorfeld von der Parteibasis disqualifiziert worden. Ex-Senatorin Sabine Uhl bekam in Bremen-Nord die Quittung dafür, daß sie sich immer wieder für den gescheiterten Vulkan-Chef Friedrich Hennemann stark gemacht hatte. Wie berichtet wurde Hennemann mit ihrer Hilfe Landesdelegierter. Auch Noch-Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs mußte eine herbe Schlappe einstecken. In Bremen-Nord bekam sie auf dem Parteitag vor einer Woche gerade einmal 76 von 124 Stimmen. Dabei kandidierte Kahrs noch nicht einmal für den ersten, sondern nur für den zweiten Platz und hatte keine Gegenkandidatin. Selbst die Bürgerschaftsabgeordnete Waldtraut Hammerström schnitt in Bremen-Nord besser ab als die Senatorin. Sie bekam in Bremen-Nord 76 Stimmen, setzte sich aber gegen zwei Gegenkandidatinnen durch. Auch bei den Grünen in Bremerhaven stehen andere Namen oben auf der Liste als vor der Bürgerschaftswahl 1995. Doris Hoch führt die Kandidatenliste für die Bürgerschaftswahl an. Der Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Schramm steht an zweiter Stelle. Durchgefallen ist Gerhild Engels. Auf Platz drei stehen ihre Chancen, wieder in die Bürgerschaft zu ziehen, schlecht. Engels gilt bei ihren Parteifreunden als sehr engagiert, aber überfordert. kes

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