: Klemann will Tegel schließen und Tempelhof erhalten
■ Bund soll sechsspurige Autobahn nach Schönefeld finanzieren. Provisorien lehnt Klemann ab
Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) hat die Diskussion um die Flughäfen um eine Facette erweitert. Er sprach sich am Montag abend entgegen der Linie seiner Partei für die Schließung des Flughafens Tegel aus, will aber Tempelhof zumindest als Option für eine langfristige Ergänzung von Schönefeld erhalten. Noch wichtiger als Tempelhof sei ihm aber die „vernünftige Anbindung“ des geplanten Großflughafens Schönefeld. Der Bund müsse zu seiner Zusage stehen, die A113 sechsspurig bis Schönefeld zu bauen.
Nach Klemanns Auffassung darf es innerhalb Berlins keine Konkurrenz zu Schönefeld geben. Tegel müsse daher geschlossen werden, weil der Flughafen zu groß sei, meinte Klemann. Den Standort zu erhalten, hielt der Verkehrssenator für unwirtschaftlich. Tempelhof könne aber die Möglichkeit bieten, Hubschrauber-Verkehr abzuwickeln. Gleichzeitig äußerte Klemann die Hoffnung, daß dieses Verkehrsmittel in Berlin nicht so häufig zum Einsatz komme wie in anderen Metropolen.
Provisorien für die Teltowkanal-Autobahn lehnte Klemann erneut ab. „Dadurch werden nur weitere, dann verlorene Kosten produziert“, sagte er. Er wies damit Äußerungen von Bundesverkehrsminister Franz Müntefering (SPD) zurück. Müntefering hatte sich für eine bescheidenere Straße ausgesprochen, weil das nötige Geld im Bundeshaushalt 1999 nicht enthalten sei. Klemann fegte dieses Argument jedoch mit der Bemerkung vom Tisch, daß es eine Investitionsplanung des Bundes bis zur Fertigstellung der A113 im Jahr 2007 gar nicht gebe. „Es kann nicht sein, daß der Bau scheitert, weil über acht Jahre 500 Millionen Mark fehlen“, kritisierte Klemann. Meldungen, daß die Autobahn teurer werde als geplant, dementierte er. Die Bundesregierung habe seinerzeit schriftlich versichert, erinnerte Klemann, daß die Autobahn mit Inbetriebnahme des Flughafens im Jahr 2007 stehe.
Darüber hinaus hätten auch andere Bundesländer Interesse an einem Großflughafen. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) habe bereits in einem Brief an das Bundesverkehrsministerium gefragt, ob nicht ein großer Flughafen in der Region reiche und habe auf den Leipziger Airport verwiesen, berichtete der Verkehrssenator besorgt. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Jutta Wagemann
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