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„Die alten Klinikbetten stehen jetzt in Polen“

■ Helmut Vollmar, Geschäftsführer der Caritas-Krankenhilfe, über die Praxis der Klinikschließungen

taz: Die anstehenden Schließungen in Pankow und Charlottenburg sind nicht die ersten, die unter ihrer Leitung durchgeführt werden. Was wird in einem solchen Fall aus dem ganzen Inventar?

Helmut Vollmar: Als wir 1996 das St.Hildegard in Charlottenburg schließen mußten, haben wir die besten Stücke, darunter Betten, Nachttische und Schränke, an das Malteser-Krankenhaus weitergegeben, das wir bis jetzt ja weitergeführt haben. Medizinische Gerätschaften haben wir auch an niedergelassene Ärzte verkauft. Andere Dinge, wie Betten und Wäsche, die wir bereits abgeschrieben hatten, haben wir an ein Krankenheim in Lankwitz verschenkt. Und die ausgemusterten Klinikbetten stehen jetzt in Polen. Die sind dort ja noch gut zu gebrauchen.

Wie kamen Sie auf die Idee, alte Klinikbetten nach Polen zu verfrachten?

Wir haben Anfragen von verschiedenen Seiten, darunter auch aus Polen. Dahin haben wir Verbindungen über die Kirche und über Pankow, wo wir ja auch ein Krankenhaus betreiben. Pankow hat mit Kolobrzeg (Kolberg) eine Patenstadt in Polen, und wir haben mit der Gesundheitsstadträtin abgesprochen, daß wir überflüssiges Inventar vorrangig dorthin abgeben. Dabei geht es aber nur um schlichte Grundausstattung, nicht um Gerätschaften. Die werden eher verkauft.

Was ist aus dem Gebäude geworden, in dem bis 1996 das St. Hildegard war?

Das Gebäude, das übrigens unter Denkmalschutz steht, gehört dem Bezirk Charlottenburg. Die Messegesellschaft hat es übernommen und meines Wissens an Kleinbetriebe verpachtet.

Die schwierigste Frage ist die nach dem Personal. Was ist aus den Mitarbeitern geworden?

Das ist ein großes Problem, im freigemeinnützigen Bereich gibt es schließlich keine Überhanglisten wie im öffentlichen Dienst. Wenn ein Krankenhaus stillgelegt wird, müssen wir kündigen. Trotz Vermittlungsversuchen an andere Krankenhäuser und Regelungen wie dem vorzeitigen Ruhestand wurde mehr als die Hälfte der rund 100 Betroffenen arbeitslos.

Wie lange hat es gedauert, bis St. Hildegard abgewickelt war?

Ungefähr ein Jahr.

Gibt es schon Überlegungen, was mit dem Personal und dem Inventar aus Galenus und dem Malteser-Krankenhaus passiert?

Beim Malteser-Krankenhaus werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Schließung zu verhindern. Mit der Schließung des Standorts Galenusstraße dagegen sind wir einverstanden. Vieles wird von dort in unseren zweiten Standort in Pankow fließen, einen Teil des Personals aber werden wir entlassen müssen. Interview: Sabine am Orde

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