piwik no script img

Das Gehalt von Dennis Bergkamp

■ Alster scheitert im Halbfinale der Hallenhockey-Endrunde mit 3:7 am Dürkheimer HC

Kaum hatten die Schiedsrichter das Alptraum-Halbfinale für Alster abgepfiffen, sank Jamilon Mülders an der Bande hinter dem Tor von Alexander Schwethelm hemmungslos weinend zusammen. Wie bei ihm flossen auch bei einigen anderen Tränen der Enttäuschung, vielleicht auch der Wut über den Verlauf und Ausgang eines Spiels, das auch Alster hätte gewinnen können. Was die Fans aus Hamburg ohnehin wußten. Auf einem Riesentransparent stand es: „Es ist klar, so sonnenklar, Alster wird Meister dieses Jahr!“

Am Anfang hatte es auch noch gut ausgesehen. 1:0 und 2:1 hatten die Hanseaten geführt durch Tore von Frank Gemmrig und Jan Gebers. In dieser Phase wirkte Dürkheim verunsichert, aber Alster vertändelte seine Chancen kläglich. Mülders zeterte nach dem Spiel zu Recht: „Wir waren nicht wach im Kopf“, konnte er nicht verstehen, daß die zu Beginn gute Abwehr- und Aufbauarbeit keine Früchte getragen hatte. So konnte Axel Schütt, der vierfache Torschütze, nicht nur ausgleichen. Er erzielte nach einer kurzen Ecke in der 16. Minute gleich noch das 2:3. Böcklers 2:4 zwei Minuten vor der Pause war aber dennoch noch keine Vorentscheidung, zu viel Respekt hatte der DHC vor seinem Gegner.

Verglichen mit dem einseitigen anderen Halbfinale Gladbach gegen den Münchner SC, das 7:15 endete, war das Alster-Spiel der Pfälzer vor allem in der zweiten Hälfte ein – Klischee hin oder her – vorweggenommenes Endspiel. Da war Klasse, Spannung und Dramatik und bei allen Spielern eine enorme Anspannung zu spüren.

Als dann Hendrik Lange in der 35. Minute der Anschlußtreffer zum 3:4 glückte, hätte das Spiel noch einmal kippen können, zumal Torhüter Schwethelm zehn Klasseparaden zeigte. Jamilon Mülders sparte auch hier nicht an Lob: „Der Schweti ist einer der besten im Lande, er hätte mal eine Chance bei Paul Lissek verdient!“

Mit 7:3 fiel der Sieg des DHC letztlich zu hoch aus, und zurück blieben fröhliche Dürkheimer und die maßlos enttäuschten Hamburger, die entweder sprachlos auf der Bank Platz nahmen oder ihren Gefühlen freien Lauf ließen wie Mülders. Jens George war einer der ersten, die ihre Worte wieder fanden. „Wir sind zu blind angerannt, dann haben die Zuschauer aufgedreht und danach auch der DHC.“

Was die Meister bei Alster und auch die Fans nicht begreifen wollten: Wie kann man so souverän die Nordgruppe gewinnen und dann so scheitern? Da halfen auch Beispiele aus anderen Sportarten nicht. Den Trostspruch „Holland ist bei der Fußball-WM auch ausgeschieden“ konterte Mülders spontan und treffend: „Ja gut, wenn ich dann das Gehalt von Dennis Bergkamp bekomme.“

Die fehlt meist auch bei Spielen um den 3. Platz. Während Jens George seinen „Ehrgeiz“ anmeldete, die Gladbacher zu schlagen und Dritter zu werden, sprach Mülders respektlos vom Spiel „um die goldene Ananas“. Und genauso agierte Alster auch, ließ es lasch angehen und sich vom Gladbacher Michael Hilgens im Alleingang abschießen. Zehn Tore machte dieser bei 11:18. Alster-Keeper Schwethelm konnte einem nur leidtun.

Günter Rohrbacher-List

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen