piwik no script img

Hoffnung für Schulzentrum Holter Feld bis zum Jahr 2001?

■ Bei „sachlichen und fachlichen Gründen“ gegen die vorzeitige Schließung will die CDU nachgeben

Gibt es eine neue Hoffnung für die SchülerInnen vom Schulzentrum im Holter Feld? Vorletzte Woche noch besetzten die Jugendlichen die Bildungsbehörde, weil ihre Schule vorzeitig geschlossen werden soll. Alles schien beschlossene Sache: Schon im Jahr 2000 statt 2001 sollte das Holter Feld dichtmachen. Ein kleines Schlupfloch hat die Regierungskoalition aber – wie erst jetzt bekannt wurde – in ihrer Deputationsvorlage offen gelassen: Wenn wirklich durch den früheren Umzug Härten für die SchülerInnen entstehen, könnte die Schließung doch noch um ein Jahr verschoben werden.

Härten könnten dabei vor allem für die AbiturientInnen auftreten: Ein Umzug in die Schule an der Kurt-Schumacher-Allee ist nämlich alles andere als unproblematisch. Unsicher ist allerdings, ob die zunehmend mit höheren Schülerzahlen konfrontierte Schule in der Kurt-Schumacher-Allee auch genügend Fachräume für die zusätzlichen PennälerInnen bietet. Das soll bei einer Ortsbegehung diese Woche geklärt werden. Schulleiter Dirk Jander ist „guter Hoffnung“, daß dann das Schlupfloch in der Vorlage genutzt werden kann. „Wir können jedoch nicht einfach ins Blaue behaupten, das geht nicht.“ Man empfange zudem von einigen ParteienvertreterInnen positive Signale im Hinblick auf einen Umzug erst im Jahr 2001.

Der Verkauf über ursprünglich 15 Millionen Mark sollte das Defizit von 28 Millionen Mark im Haushalt der Bildungsbehörde füllen. „Wie lange steht die Schule noch?“ hatten sich die heutigen OberprimanerInnen bei der Anmeldung zur Oberstufe im Holter Feld erkundigt. „Ihr könnt ruhig hier anfangen und Euer Abi machen“, versicherte damals die Schule. Schulleiter Jander kann verstehen, daß die SchülerInnen jetzt angesichts von Kurs- und Lehrerwechseln frustriert sind.

Jetzt macht die CDU-Fraktion allerdings ein Zugeständnis: „Wenn sachliche und fachliche Gründe“ für eine Schließung in 2001 sprechen, will man sich nicht querstellen.

Was aber ist damit gemeint? Reicht es aus, wenn neben dem Abiturjahrgang auch BerufsschülerInnen, die ein Jahr vor der Prüfung stehen, unter Raumnot geraten? Vorgesehen ist, sie an die Schule in Vegesack, die Schule in der Deyerstraße und die Berufsschule Mitte zu verteilen. Im Schulzentrum Mitte „ist jedoch die Raumplanung noch nicht fertig“, so Schulleiter Jander. Wenn noch ein Labor mit eingeplant werden müsse, etwa für PCs, dann werde es mit einem Schulwechsel im Sommer eng. Dann sind da noch 600 HauptschülerInnen anderer Schulen, die in den Werkstätten im Holter Feld ihr Berufspraktikum absolvieren. Wird das Schulzentrum geschlossen, fällt laut Jander für die meisten das Praktikum flach, da an neuen Schulstandorten keine Kapazitäten eingeplant sind. Ob die CDU diese Gründe akzeptieren werde, wollte sich Sprecher Guido Niermann nicht festlegen. „Die Gründe müssen geprüft werden, und dann muß man schauen, wie schwerwiegend sie sind.“

In der Bildungsbehörde weiß man derweil nichts davon, daß sich die Sachlage geändert haben soll. In der Deputationsvorlage sei eine Öffnungsklausel in Sachen Umzug der Abiturklasse vorhanden, ansonsten „steht die Schließung 2000 fest“, so Sprecher Reiner Gausepohl.

Fragwürdig erscheint die vorzeitige Schließung jedoch noch aus einem ganz anderen Grund: „Das Gelände wird noch nicht gebraucht. Es gibt keine finanzielle Größenordnung für die Schule. Eine Haushaltssanierung ist nicht auf dem Boden realer Zahlen zu bewirken“, erklärte Helmut Zachau, bildungspolitischer Sprecher bei den Grünen.

Die Bildungspolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Hövelmann, gab sich bei einer SPD-Veranstaltung zum Mitmischen von SchülerInnen an der Schule optimistisch. Aufgrund des Zugestädnisses der CDU „ist die Dialogmöglichkeit wieder da“, verkündete sie gegenüber den anwesenden PennälerInnen aus dem Holter Feld. Entscheiden müssen letzten Endes im Dialog Schulbehörde und Schulkonferenz.

Britta Erlemann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen