: OECD: Entwicklungshilfe auf neuem Tiefstand
■ Deutschland im Mittelfeld der Geberländer. Ein Viertel der Welt unter einem Dollar pro Tag
Paris (dpa) – Die Entwicklungshilfe der Industrieländer ist unter dem Eindruck der Asienkrise auf einen neuen Tiefstand gefallen. Das ist das Fazit, das das Entwicklungshilfe-Komitee (DAC) der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zieht. Laut einer gestern in Paris veröffentlichten Studie mit den neuesten verfügbaren Zahlen sank die Hilfe für das Jahr 1997 von 365 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 324 Milliarden Dollar. Die Autoren gehen nach ersten vorläufigen Hinweisen davon aus, daß sich der Abwärtstrend 1998 noch weiter verschärft hat.
Die Direktinvestitionen der Wirtschaft sind 1997 zwar von 64 Milliarden Dollar im Jahr zuvor auf 108 Milliarden Dollar in die Höhe geschnellt, doch ging nur ein geringer Teil davon an die ärmsten der Armen. Diese Staaten bilden weiter die wichtigsten Empfänger der Entwicklungshilfe.
Seit 1992 nahm die öffentliche Entwicklungshilfe der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) um rund 30 Prozent ab. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), sank sie von 0,33 auf 0,22 Prozent. Dieser Rekordtiefstand liegt weit von dem von der UNO empfohlenen Wert von 0,7 Prozent entfernt.
Deutschland lag in absoluten Zahlen mit 5,86 Milliarden Dollar (minus 11,8 Prozent gegenüber 1996) auf Rang vier hinter Japan, den USA und Frankreich in der Liste der größten Zahler. Gemessen am BIP, liegt Deutschland jedoch mit 0,28 Prozent im hinteren Mittelfeld. Spitzenreiter sind Dänemark (0,97), Norwegen (0,86), die Niederlande (0,81) und Schweden (0,79). Diese vier Länder sind die einzigen, die das UN-Ziel von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten.
Positiv merkt die Studie an, daß unter dem Druck der knappen Kassen die öffentliche Hilfe zielgerichteter eingesetzt wird. Nach Schätzungen der Studie lebt zur Zeit noch immer ein Viertel der Menschheit unterhalb der Armutsgrenze – muß also von weniger als einem Dollar pro Tag leben.
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