piwik no script img

Häfen: Senat bleibt ratlos

■ Ressorts über Nutzung der alten Häfenreviere heillos zerstritten

Der Bremer Senat hat sich gestern vor Ort über die Alten Hafenreviere rechts der Weser informieren lassen und in dem schon weitgehend leerstehenden Haus der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) am zugeschütteten Überseehafen-Kopf getagt. Die Sitzung ließ allerdings die Frage, was mit den insgesamt 300 Hektar stadtplanerisch werden soll, weiterhin offen. Seit Jahren fordern Bremens Stadtplaner, diese citynahe Fläche zur perspektivischen Stadtentwicklung zu nutzen. Seit Jahren verhindert das aber das verantwortliche Häfenressort.

So konnte sich der Senat gestern nicht einmal dazu durchringen, fünf seit Ende Dezember vorliegende Entwürfe für eine Stadtentwicklungsplanung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In einer Pressekonferenz im Anschluß an die Senatssitzung wurden die weitreichenden Differenzen in der Landesregierung zu dem Thema deutlich. Bausenator Bernt Schulte betonte vorsichtig, die Pläne der Projektentwickler müßten „unvoreingenommen“ geprüft werden, in den brachliegenden Hafenrevieren müßten „Nutzungsmixturen“ möglich werden, also auch Dienstleistung und „eventuell auch Wohnen“. Dagegen meinte Wirtschaftssenator Josef Hattig, die „gewerbliche Grundorientierung“ der Flächen mit Schwerpunkt auf hafenorientiertem Gewerbe müßte berücksichtigt werden. Chancen, frei zu planen, sah er nicht: Insgesamt seien nur 70 Hektar der insgesamt etwa 300 Hektar zu verplanen. Die Betriebe, die dort noch vorhanden seien, hätten dabei absoluten Bestandsschutz, und es müßten auch Flächen für deren Erweiterung freigehalten werden.

Den renommierten bundesdeutschen Projektentwicklungsbüros, die sich im Auftrag des Senats Gedanken machen sollten, war das nicht gesagt worden. Sie haben daher nur die bisher in den Hafenrevieren geschaffenen Tatsachen wie die Zuschüttung des Überseehafens und die geplante Umsiedlung des Großmarktes in das Hafengebiet akzeptiert, ansonsten sich aber von der Gunst der Lage leiten lassen. Die alten Hafenbecken bieten für die Stadtplaner ideale Bezugspunkte für eine moderne Stadtplanung, die denkmalschutzverdächtigen alten Schuppen sollten integriert werden, bis zu 30 Prozent der Flächen wollen die auswärtigen Planer „Wohnen“ einplanen, damit das Gebiet nicht nach Büroschluß zur Geisterstadt wird.

Am Kopf des zugeschütteten Überseehafens hinter der Mauer des neuen Großmarktes sehen die Projektentwickler die Schlüsselfläche für eine moderne Nutzung der alten Hafenreviere. Dort sind 60 Hektar – die Größe der City – ungenutzter Brachfläche vorhanden.

Was die von Bremen engagierten Projektentwickler sich in den Alten Hafenrevieren vorstellen können, soll die Bremer Öffentlichkeit aber nicht ohne „verläßliche Kommentierung“ der Staatsräte erfahren, hat der Senat gestern beschlossen. Da gebe es einige „Entwicklungsvisionen“, die gingen „an der Realität vorbei“, deutete Häfensenator Beckmeyer den Tenor der geplanten Kommentierung an. K.W.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen