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Eine Notlösung mit hohem Ansehen im Haus

■ Brigitte Behrens, seit einigen Tagen alleinige Greenpeace-Chefin, war bislang für die Koordination der Kampagnen zuständig. Die Soziologin gilt als gute Moderatorin. Sie soll die Erstarrung aufbrechen

„Nein, Frau Behrens ist noch nicht zu sprechen.“ Täglich dieselbe Antwort in der Greenpeace- Pressestelle. Ein paar Tage müsse man sich noch gedulden. Publicitysüchtig ist die 47jährige Brigitte Behrens wahrlich nicht. Sie ist das genaue Gegenteil von Walter Homolka, der sich in Talkshows eloquent präsentierte und als Außenseiter zu Greenpeace geholt wurde. Doch erreichen soll sie dasselbe: wieder Schwung in den Laden bringen.

Behrens, die ein Medizinstudium in Würzburg abbrach und schließlich in Hamburg ein Soziologiestudium abschloß, kam schon vor 13 Jahren zu Greenpeace, zu einer Zeit, als der Laden noch eher wie eine Bürgerinitiative funktionierte und weniger wie ein mittelständisches Unternehmen. Sie fing Mitarbeitern zufolge mit Aushilfsjobs an, wurde dann Assistentin der Geschäftsführung und schließlich Stellvertreterin. Sie gilt als „effiziente Arbeiterin“ und wirkt vermittelnd. „Sie ist gut als Moderatorin an der Spitze“, urteilen Mitarbeiter. Sie genieße ein hohes Ansehen im Hause und kenne den Laden in- und auswendig. Viele trauen ihr deshalb zu, den nun angepeilten halbjährigen Prozeß der Selbstreflektion und Neubesinnung anzuleiten.

Sie ist die einzig übriggebliebene Geschäftsführerin, nachdem ihre Kollegin, die zweite Stellvertreterin Birgit Radow, Ende Januar, teils aus Frust, teils weil sie ein gutes Jobangebot hatte, die Geschäftsführung verließ und nachdem am Freitag der ehemalige Investmentbanker Walter Homolka hinausgeworfen wurde. Im alten Trio war sie zuständig für die internationalen Kontakte und für die Koordination der Kampagnen. Sie verfügt daher über gute Kontakte in die weltweit verstreuten Greenpeace-Büros.

In gewissem Sinne ist ihre Einsetzung dennoch eine Notlösung, denn der Aufsichtsrat konnte unmöglich ein drittes Mal einen Geschäftsführer von außen holen, nachdem schon Homolka und vor ihm der überforderte Burkhard Gnärig scheiterte, der von der Entwicklungshilfeorganisation terre des hommes gekommen war. Behrens hatte sich bislang nicht um den Job gerissen. So erklärte sie vor drei Jahren, als Bode zu Greenpeace International aufstieg, der vakante Posten interessiere sie nicht, weil sie genügend Zeit für sich selbst haben wolle.

Nun muß Brigitte Behrens den Job alleine ausfüllen und Greenpeace auch noch durch eine Krise führen. Aber sie steht schon länger in den hausinternen Diskussionen dafür, die Kampaigner und andere Mitarbeiter in ihrer Verantwortung zu stärken. Freilich gibt es auch Leute, die ihre uneitle Art schon fast für „extrem farblos“ halten. Behrens kommt entgegen, daß auch viele Greenpeace-Mitarbeiter jetzt eine „Aufbruchstimmung“ spüren und mehr Mitspracherecht einfordern wollen. Doch auch sie wird sich wie ihre Vorgänger daran messen lassen müssen, ob es ihr gelingt, diese Stimmung zu fördern und die Erstarrung der Bereichsleiter aufzubrechen.

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