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LSD auf der Haut?

■ Anonyme Flugblätter an Schulen warnen vor Rauschgift auf Abziehbildern

Sechs Ausrufezeichen zieren die Drohung: „Es könnte auch Ihr Kind sein“. Doch das Landeskriminalamt (LKA) in Kiel warnt Eltern davor, das Flugblatt ernstzunehmen, das seit Monaten in schleswig-holsteinischen Kindergärten und Schulen kursiert. Darin wird behauptet, Dealer würden Abziehbilder an Kinder verteilen, die LSD oder andere Drogen enthalten. Würden diese auf die Haut geklebt, gelange das Rauschgift ins Blut.

„Jemand will die Bevölkerung beunruhigen“, sagt Jürgen Willenbrecht vom Kieler LKA. Er betont nachdrücklich: „In ganz Europa gibt es keinerlei Hinweis darauf, daß solche Abziehbilder existieren.“ Aufgrund ihrer glatten Oberfläche eigneten sich Klebebilder nicht als Trägermaterial für LSD. Das könne ohnehin nicht über die Haut aufgenommen werden.

Daß Dealer Drogen verschenken, um darüber Kunden zu gewinnen, gehe überdies an der Wirklichkeit vorbei, ergänzt Kriminaloberrat Jens-Peter Geuther: „Erstkontakte zu illegalen Drogen kommen fast immer über das soziale Umfeld, also über Freunde oder Bekannte zustande.“

Wer hinter den angstmachenden Flugblättern steckt, ist beim LKA nicht bekannt. „Es gibt vage Vermutungen“, deutet Willenbrecht lediglich an. Die Flugschriften werden nicht von einer Organisation verteilt, sondern hängen plötzlich an den Schwarzen Brettern in Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche verkehren. „Die Eltern“, weiß Willenbrecht, „verteilen sie dann weiter, aus Angst. Der Inhalt der Flugblätter wird überhaupt nicht in Frage gestellt.“

Elke Spanner

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