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Aufklärung, Emanzipation

■ Fünf Jahre HSB-Projekt „Sozialarbeit im Sport“ Von Ulrike Winkelmann

Für sein soziales Engagement ist der Hamburger Sportbund (HSB) nicht unbedingt bekannt. Dabei existiert dort schon seit 1990 die Abteilung „Sozialarbeit im Sport“ mit den beiden Schwerpunkten „Sport gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus“ und „Sport mit Aussiedlern“. Zusammen mit Sportvereinen werden Fußballturniere oder Kanutouren organisiert.

Die zuständige Referentin, Renata Wisniewski, freut sich, daß ihre Angebote interessiert bis begeistert aufgenommen würden. Ob Sommerfeste in Pavillondörfern oder ein Besuch des mit Musikanlage und Spielgeräten ausgestatteten „Sportmobils“ – „die Resonanz ist meist riesengroß“. Auch wenn sie einzelne Vereine anspreche, ob sie nicht ein Projekt oder eine Gruppe betreuen wollten, sei die Haltung „offen und integrativ“. Nicht nur große Vereine wie Grün-Weiß Eimsbüttel stellten Kapazitäten wie Hallen und Personal zur Verfügung, auch kleinere würden sich beteiligen.

Das notwendige Geld – rund 300.000 Mark – kommt vom Staat. Während sich der Bund seit 1989 vor allem für die Fitness der AussiedlerInnen aus dem Osten einsetzt, wurde in Hamburg zur selben Zeit von der Hamburger Sportjugend das Projekt „Sport gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus“ angeschoben. Als der HSB die Verwaltung beider Bereiche übernahm, wurde zwischen „Rußlanddeutschen“ und Flüchtlingen anderer Herkunft kaum mehr unterschieden.

An dem „Sozialnetz“, das der HSB zur Integration der ImmigrantInnen stricken möchte, wirken auch Institutionen wie der CVJM und das Deutsche Rote Kreuz mit. Das Angebot von Leibesübungen, meint Wisniewski, habe gegenüber anderer Sozialarbeit vor allem einen Vorteil: universelle Verständlichkeit. „Sport spricht alle Sprachen“, bemüht auch Anne Heitmann, Pressesprecherin des HSB, die etwas abgenudelte Phrase.

Es gebe bei Spielen und Wettkämpfen weder ideologische Konflikte noch größere Verständigungsprobleme – Anfeuerungsgebrüll sei international kommunikabel und als Frust-Ableiter akzeptiert. „Die allermeisten Flüchtlinge und Aussiedler leben in unglaublich beengten Verhältnissen, sie müssen sich einfach auch einmal austoben können.“ Organisiert der Sportbund den Aggressionsabbau für Menschen, deren Bedürfnisse vom Staat ignoriert werden? „Sie auf ihren Schiffen und in den Containerdörfern hocken zu lassen, wäre auch keine Lösung“, argumentiert Heitmann.

Natürlich erreicht die Sport-Sozialarbeit immer nur die, die ohnehin ein Interesse und die Möglichkeit haben, der Stickigkeit ihrer vier Wände zu entfliehen. Frauen und Mädchen dauerhaft einzubinden sei nahezu unmöglich, weiß Wisniewski. „Auf den Flüchtlingsschiffen hatten wir Gymnastikangebote, aber die Frauen, die zunächst gekommen waren, blieben schon in der zweiten Stunde wieder weg.“ Nachdem die Gruppenleiterinnen bei den Frauen nachgefragt hatten, wurde ihnen sehr schnell klargemacht, daß deren Männer und Väter ihre Aktivitäten nicht billigten.

Die Gründe liegen auf der Hand: „In den Kulturen, aus denen die Frauen kommen, ist Sport wie alles Leben im öffentlichen Raum, Männersache. An ältere Frauen kommen wir ohnehin nicht ran, aber auch Mädchen tun sich schwer.“ Und die Aussiedlerinnen? „Im Ostblock war Sport zwar nicht den Männern vorbehalten, man verstand darunter jedoch vor allem Leistungs-, nicht Freizeitsport.“

Heitmann hält, was die Emanzipation der Immigrantinnen angeht, die Möglichkeiten des Sports für begrenzt: „Dafür sind andere Ansätze nötig.“ Natürlich würden Mädchen und Frauen auch weiterhin eifrig umworben, aber sie seien weder zu zwingen, noch könne der HSB die notwendige Aufklärungsarbeit leisten. Integration um jeden Preis sei im übrigen nicht das Ziel. Vielmehr gehe es darum, den Menschen über den Sportverein zumindest eine Ahnung davon zu geben, daß es in Deutschland mehr gibt als feindseliges Behördenwirrwarr.

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