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Arbeitsplätze geputzt

■ Colgate will Werk in Hamburg schließen

Eine Sitzung jagte gestern bei Colgate Palmoliv in Billbrook die nächste. Am Mittwoch war bekannt geworden, daß die Produktion vorwiegend flüssiger Produkte wie Geschirrspülmittel, Glas- und All-zweckreiniger sowie Zahncremes Ende Juni 1996 stillgelegt wird. 500 Mitarbeiter werden durch die Werksschließung ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Entscheidung der New Yorker Konzernleitung überraschte am Mittwoch nicht nur die Arbeitnehmer, auch die Geschäftsführung beteuert, davon nichts gewußt zu haben. Zwar sei bekannt gewesen, daß die Konzernleitung Studien zur Auslastung der europäischen Produktionsstätten in Auftrag gegeben habe, aber mit der Schließung des Hamburger Werkes habe man nicht gerechnet, versicherte gestern Personalchef Roland Heincke gegenüber der taz.

Das nimmt der Betriebsratsvorsitzende Tom Kóvacs den Geschäftsführern nicht ab. Er ist überzeugt, daß die Betriebsleitung schon im März bei den Verhandlungen um Einsparungen im Sozialbereich, gewußt habe, wie es um die Produktion steht. „Hätten die uns richtig informiert, hätten wir damals ganz anders verhandelt“, bereut Kóvacs heute, nicht auf einer Arbeitsplatzgarantie bestanden zu haben. Jetzt bleibe dem Betriebsrat nichts anderes mehr, als über einen Sozialplan möglichst gute Bedingungen für die von Kündigung bedrohten Kollegen zu erstreiten. Und da sieht Tom Kóvacs noch erheblichen Verhandlungsbedarf: „30 Millionen sind bei 500 langjährigen Mitarbeitern einfach ein Witz.“

Die Schließung des Hamburger Werkes ist Teil einer weltweiten Umstrukturierung des Konzerns, von der insgesamt rund 3000 der 36.000 Mitarbeiter betroffen sein werden, teilte die Colgate-Palmolive Company in New York mit. Davon verspreche man sich ein „andauerndes profitables Wachstum“, wie Konzernchef Reuben Mark sagte. In Europa bestünden derzeit erhebliche Überkapazitäten, bedingt durch den sinkenden Verbrauch von Haushaltschemikalien. Zwar habe das deutsche Management die Kosten verringern können, doch seien die Kostennachteile gegenüber den europäischen Nachbarländern nicht wettgemacht worden. „Die Entscheidung ist für Hamburg bitter, aber die Fakten stimmen und deshalb stehen wir hinter der New Yorker Entscheidung“, sagte Heincke. Nun sollen Zahnpasta und Shampoo in England, Italien und Frankreich produziert werden. Iris Schneider

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