: Wenn innere Bilder und Visionen heilen helfen
■ Mit der Kraft eigener innerer Bilder arbeiten: Zwei neue Kurse, die in diesen Tagen im FrauenGesundheitsZentrum starten, nutzen erstmals „Heilimpulse- und visionen“
„Heilimpulse – über den Körper zu inneren Quellen“ und „Meditation und Visionen der Lebenskraft“ – mit diesen zwei Angeboten steigt das FrauenGesundheitsZentrum in neue Heilmethoden ein. Mit „inneren Bildern“ sollen eigene Heilungskräfte aktiviert werden. Wir sprachen mit Kursleiterin Anna Elke Eberhard über die neuen Kurse. Sie ist Heilpraktikerin und Gestalttherapeutin. Sie ließ sich in Berlin in „Intuitiver Wahrnehmung und Körperarbeit“ fortbilden“ und ist seit 1995 im FrauenGesundheitsZentrum tätig.
taz: „Heilimpulse“ und „Heilvisionen“. Das alles hört sich irgendwie nach Magie und Zauber an. Was hat es damit auf sich ?
Elke Anna Eberhard, Kursleiterin im FrauenGesundheitsZentrum: Von Magie ist nicht die Rede. Die Titel „Heilimpulse“ bzw. „HeilVisionen“ deuten auf Methode und Inhalt der Kurse hin: Heilvisionen sind Ziele, die sich die TeilnehmerInnen stecken. Sie erhalten Anstöße, sich aktiv für ihr Wohl einzusetzen und lernen z.B. gezielt, innere Genesungsbilder zu entwickeln.
Wie läuft das konkret ab?
Innere Bilder vor dem geistigen Auge zu sehen, ist eine Übungssache. Diese Bilder können sich z.B. an Vorlagen aus Anatomiebüchern halten oder aus der persönlichen Erfahrung bzw. aus der Phantasie entstehen. Bei Rückenproblemen zum Beispiel wäre es wichtig, abzuklären, was die Schmerzen verursacht. Bei einem Bandscheibenvorfall kann es hilfreich sein, zu wissen, wie die Wirbelsäule und die Bandscheiben aufgebaut sind. Dann stellt man sich die kranke Stelle genau vor und entwickelt vor dem geistigen Auge die konkreten Schritte, die passieren müssen, damit die Bandscheibe gesund wird. Man stellt sich zum Beispiel vor, daß sie mehr durchblutet wird.
Zum Beispiel nette kleine Blutkörperchen, die durch den Rücken rauschen?
Zum Beispiel – oder einen warmen Strom oder Fluß. Denn manche haben Schwierigkeiten damit, sich Blut vorzustellen. Einige schaffen sich eigene Visionen, zum Beispiel daß zwei kleine Helfer im Körper die Bandscheiben wieder auseinanderschieben.
Das entspannt erstmal sehr. Wo kommt aber die Heilkraft her?
Entspannung ist wichtig, um innere Visionen überhaupt entwickeln zu können. Es ist wissenschaftlich belegt, daß jede Form der Meditation einen Einfluß auf das Hormon- und Immunsystem hat. Neben diesen, für unsere Kultur wichtigen Belegen, ist das Zusammenwirken von Körper-Geist-Seele jedoch anderen Kulturen lange bekannt und wirksam.
Gibt es Frauen, die tatsächlich gesund wurden? Gab es Heilung?
Das Wort Heilung hat zwei verschiedene Bedeutungen: Zum einen wird damit konkret das Wiedergesundsein bezeichnet. Unter Heilung wird jedoch auch der Prozeß hin zu mehr persönlichem Wohlbefinden verstanden. Grundsätzlich korrespondiert unsere Arbeit mit Programmen aus den USA. Dort haben Carl und Stephanie Simonton in den 70er Jahren eine sehr erfolgreiche Methode entwickelt, mit der sie Krebspatienten und -patientinnen begleiten. Einige schwerst krebskranke Menschen haben in der Tat durch die unterstützende Arbeit mit inneren Bildern, mit Bewegungsübungen und psychologischer Betreuung Heilung im Sinne von Gesundwerden erlebt oder ihre prognostizierte Lebenserwartung deutlich um Jahre überlebt. Aber die meisten haben ihre Lebensqualität zumindest entschieden verbessert.
Ihr Ansatz geht ausdrücklich kritisch an die Psychosomatik heran. Inwiefern?
Unser Ansatz ist ein Teil der Psychosomatik. Die Wechselwirkung zwischen Körper-Geist-Seele wird jedoch oft fälschlicherweise auf ein Einbahnstraßensystem reduziert: Die Seele macht den Körper krank. Schuldgefühle sind gerade bei Frauen, die oft psychosomatische Diagnosen erhalten, die Folge dieses monokausalen Verständnisses. Dabei verringert sich die eigene Kraft, die eigentlich in Krisensituation dringend benötigt wird. Frauen, die ihren Lebensmut und ihre Hoffnung bewahren, sind in der Lage, mit ihrer Situation zufriedener umzugehen. An dieser Erfahrung setzt unser Ansatz an.
Für wen sind Ihre Gruppen geeignet?
Sie eignen sich grundsätzlich für alle. Manche sind einfach neugierig, andere haben Spaß an inneren Bildern oder ausdrucksvollem Tanzen und nehmen deshalb teil. Wieder andere sind krank und suchen nach Wegen, auf ihren Prozeß einzuwirken. Wir haben bewußt zwei Angebot gewählt, damit jede das für sie Passende findet. Die Kurse sollen aber kein Ersatz für eine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung sein. Es ist vielmehr eine Anregung zur Selbsthilfe.
Die Kosten mit rund 1.000 Mark pro Jahr sind relativ hoch, springen die Kassen ein?
Die Übernahme der Kosten durch Krankenkassen ist nicht geregelt. Auf jeden Fall sollten Interessierte vor der Teilnahme bei der jeweiligen Kasse nachfragen. Wir sind als Zentrum bemüht, sozial gestaffelte Preise anzubieten und möglichst vielen Frauen die Teilnahme zu ermöglichen.
Also bleibt es erstmal ein Angebot für alle, die es sich auch leisten können?
Das ist leider so. Vielleicht sind Angebote wie diese ja in nicht allzuferner Zukunft fester Bestandteil der über Krankenkassen finanzierten Leistungen. In den USA gibt es schon einige Body/Mind-Kliniken, die alternative und schulmedizinische Verfahren ergänzend erfolgreich einsetzen. Auch in der BRD gibt es einige Ansätze in diese Richtung. Ich hoffe sehr, daß diese Entwicklung auch in Bremen in den Krankenhäusern und in der ambulanten Versorgung voranschreitet.
Fragen:
Katja Ubben
Interessierte können sich für die beiden Jahreskurse „Meditation & Visionen der Lebenskraft“ sowie „Über den Körper zu den inneren Quellen“ noch anmelden unter 380 97 47, jeweils zu folgenden Zeiten: montags, dienstags und mittwochs, 10 bis 13 Uhr, und donnerstags, 16 bis 19 Uhr.
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