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Dichter und Henker

■ Kevin Sims Karadžić-Porträt im Panorama

Dieser Film versucht, das eigentlich Unfaßbare zu erklären: daß die Menschen am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts noch immer bereit sind, auf dümmste nationalistische Parolen hereinzufallen und ihre Nachbarn allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer anderen Volksgruppe zu töten. Da Regisseur Kevin Sim seine Dokumentation „The Reckoning“ über den bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić sehr übersichtlich in einzelne Kapitel unterteilt, gelingt ihm ein chronologischer Abriß der Ereignisse und ihrer Hintergründe: von den Animositäten der verschiedenen Nationalitäten im Vielvölkerstaat Österreich- Ungarn über die Unterdrückung jedes Nationalgefühls einzelner Volksgruppen im kommunistischen Jugoslawien unter Tito bis zum Ausbruch der Feindseligkeiten und der heutigen halbherzigen Jagd auf die Kriegsverbrecher. Interessanter als die Bilder von Massakern, die man mittlerweile vielleicht schon einmal zu oft gesehen hat, sind allerdings die Interviews mit ehemaligen Freunden und Arbeitskollegen Karadžić', in denen ein Persönlichkeitsprofil des bosnischen Serbenführers entsteht: Der, so erzählen seine ehemaligen Bekannten übereinstimmend, lebe nämlich in einer Traumwelt, halte sich für den besten Psychiater, den tollsten Liebhaber und den größten Dichter. Und wohin Größenwahn bei verhinderten Künstlern führen kann, das wissen die Deutschen nur allzugut. Lars Penning

Heute und 20. 2., 13.30 Uhr (Zoo)

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