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Salzgitter-Chef auf dem heißen Stuhl

■ Betriebsrat will Rücktritt wegen angeblich eigenmächtigen Übernahmeverhandlungen

Hannover (taz) – Auf geharnischten Protest der Stahlwerker ist die geplante Übernahme der Salzgitter AG durch den Luxemburger Arbed-Konzern gestoßen. Nun soll der Vorstandsvorsitzende des Stahlunternehmens, Hans-Joachim Selenz, seinen Posten räumen. Niedersachsen SPD- Ministerpräsident Gerhard Glogwoski ist derweil auf Distanz zur Fusion der Salzgitter AG mit dem Arbed-Konzern gegangen.

Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats der Salzgitter AG, Ernst Schäfer, forderte gestern erneut, Selenz abzulösen. Falls der Vorstandsvorsitzende nicht von sich aus zurücktrete, würden die Arbeitnehmervertreter eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einberufen, sagte Schäfer. Eine Mehrheit auf dieser Sitzung für die Ablösung von Selenz hält Schäfer für sicher. Niedersachsens Ministerpräsident Glogowski und die Vertreter des Landes würden wie die übrigen Arbeitnehmervertreter abstimmen, sagte Schäfer, der am Mittwoch im Landtag noch ein Gespräch mit Glogowski geführt hatte. Niedersachsen hält derzeit 25,5 Prozent der Anteile, nur 30 Prozent befinden sich im Besitz freier Aktionäre, der große Rest in den Händen der Nord LB, bei der wiederum auch Niedersachsen größter Anteilseigner ist.

Den Rücktritt von Selenz hatten am Dienstag auf einer turbulenten Betriebsversammlung in Salzgitter 7.000 Stahlwerker gefordert. Personal und Betriebsräte warfen dem Vorstandsvorsitzenden vor, hinter dem Rücken der Arbeitnehmervertretung einen praktisch unterschriftsreifen Vertrag über die Eingliederung der Salzgitter AG in den Arbed-Konzern ausgehandelt zu haben. Darüber war der Betriebsrat erst durch Luxemburger Kollegen informiert worden. Nach Auffassung der Grünen im niedersächsischen Landtag hat Selenz allerdings keineswegs auf eigene Faust, sondern im Auftrag der Landeregierung verhandelt. Zumindest Landesfinanzminister Heiner Aller war nach Meinung der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Rebecca Harms stets über die Übernahmeverhandlungen im Bilde.

Am Mittwoch machte sich Glogowski einen Forderungskatalog des Salzgitter-Betriebsrates zu eigen und ging auf Distanz zu den Übernahmeplänen. Als Bedingung nannte er eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie und den Verbleib der Unternehmenszentrale in Niedersachsen. Jürgen Voges

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