Lebens-Läufe

Haile Gebrselassie wurde 1973 als achtes von zehn Kindern in Assela im äthiopischen Hochland geboren. Sein Idol war der legendäre Abebe Bikila, die Ikone der afrikanischen Leichtathletik und der erste Goldmedaillengewinner (1960 und 1964) des Kontinents. Der Marathonläufer erregte Aufsehen, weil er barfuß zu laufen pflegte.

Schon mit sechzehn Jahren nahm Haile Gebrselassie, ohne jedes formale Training, an seinem ersten Marathon teil. Damals brauchte er noch zwei Stunden und 42 Minuten.

Doch schon bei den Juniorenweltmeisterschaften 1992 gewann er zweimal Gold – über 5.000 und über 10.000 Meter. Die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta gehören zu seinen größten Triumphen: Gegen die kenianische Konkurrenz holte er sich die Goldmedaille.

Seitdem hat er fünfzehn neue Weltrekorde aufgestellt. Zuletzt am vergangenen Sonntag über 5.000 Meter mit der Zeit von 12:50,30 Minuten. „Rekorde zu brechen, ist das, was ich am Sport am meisten liebe“, sagt er.

Mit den Kenianern, inbesondere dem Erzrivalen Daniel Komen, liefert er sich einen „kalten Krieg“ um die Rekordmarken. Hailes Taktik, anderen die Führung zu überlassen und erst auf der letzten Etappe zu überholen, ärgert die Kenianer besonders.

Mit den Athleten aus dem Nachbarland gemein hat Haile Gebrselassie die optimale Kinderstube: Aufgewachsen im afrikanischen Hochland und durch

abgelegene Farmen schon früh

zum Laufen über lange Strecken gezwungen, können sich die

Körper der Läufer gut ent-

wickeln. Doping scheint da über-

flüssig.

Sein niederländischer Manager Jos Hermens glaubt sogar, daß bei Haile noch lange nicht das Ende der Kapazitäten erreicht ist. Ohne Massagen und spezielles Ernährungsprogramm hat er sich bis an die Weltspitze gerannt. 1998 wurde er zum Weltsportler des Jahres gekürt.

Haile Gebrselassies Lebensgeschichte wurde nun von Leslie Woodhead verfilmt. Endurance, Ausdauer, soll ab April auch in deutschen Kinos zu sehen sein. Silke Mertins