: Tanz den Sympathikus
■ Shinobu Yaguchis konventioneller, aber kurzweiliger Jugendfilm „Adrenaline Drive“
Es beginnt ziemlich klassisch: Suzuki, der sanftmütig-unentschlossene junge Angestellte einer Autoverleihfirma, spricht auf einer Fahrt mit einem Kollegen über seine Kündigungspläne und verfährt sich dabei. Sein Kollege neckt und provoziert ihn und hält ihm beim Fahren die Augen zu. Pardauz, da ist es schon geschehen.
Suzuki hat den Jaguar eines Gangsters gerammt. Dann muß er in das örtliche Yakuzabüro mitkommen, wo ihm vom Gangsterboß seine Strafe diktiert wird. Soundsoviel Geld hätte er monatlich an die Organisation zu entrichten. Dann explodiert eine Bombe, und der Angestellte ist seine Sorgen los. Zufällig kommt Shizuko, eine junge, schüchterne, sich nach Abenteuern sehnende Krankenschwester vorbei. Zusammen mit dem schwerverletzten Jaguarfahrer und einem Koffer voller blutgetränktem Geld werden sie von einem Krankenwagen abgeholt. Die Ereignisse überschlagen sich, wie der Krankenwagen, der in einem Bächlein endet. Das Heldenpärchen entkommt mit dem Geld und blickt den mit dem Gangster versinkenden Krankenwagen hinterher.
Die Ausgangslage von „Adrenaline Drive“ ist so simpel wie klassisch. Die beiden versuchen mit ihrem unverhofften Reichtum zu entkommen und werden dabei sowohl von einer Gruppe ungeschickter junger Gangster als auch von dem finsteren Jaguarfahrer verfolgt, der wider aller Erwarten doch überlebt hat und, von tausend Maschinchen am Leben erhalten, auf Rache sinnt. So weit, so gut und recht lustig sind die Szenen, in denen die Krankenschwester etwa neben ihrem Spind steht, in dem sie den Geldkoffer versteckt hat, und Blut aus dem Koffer tropft, das sie vor ihren kichernden Kolleginnen verbergen will und es dabei doch nur mit ihren Schuhen verschmiert und drauf ausrutscht.
Doch insgesamt entwickelt sich die Geschichte allzu konventionell: Suzuki und Shizuko landen in der Suite eines schicken Hotels, lernen, wie Geldausgeben geht, verlieben sich schüchtern ineinander, werden von den Verfolgern aufgespürt. Der Koffer voller Geld sorgt für Bewegung; Situationskomiken kommen vorbei, mal haben die Verfolger, mal die sympathischen Verfolgten die Oberhand. Am Ende verbrennt das Geld in einem explodierenden Auto. Danach – das sieht man gern – kommt raus, daß Shizuko Suzuki um seinen Anteil hatte betrügen wollen, die Hälfte also doch noch da ist, und beide fahren dann mit einem schicken roten Sportwagen einem interessanten Leben entgegen. Der kurzweilige Jugendfilm „Adrenaline Drive“ bekommt demnächst den „Goldenen Lehmann“ von Radio Fritz verliehen.
Filmfreunde, die vor zwei Jahren im Forumsprogramm den völlig abgdrehten und ultrakomischen Vorgängerfilm „Mein geheimer Schatz“ des 1967 geborenen Regisseurs Shinobu Yaguchi gesehen haben, werden ein wenig enttäuscht sein. Das Publikum im Delphi dagegen war begeistert. Detlef Kuhlbrodt
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