: Alias Lazaros Mavros
Abdullah Öcalan wurde mit einem Paß festgenommen, in dem seine Nationalität auch auf türkisch ausgewiesen ist. Die Pässe der Republik Zypern sind dreisprachig ausgestellt, auch im Namen der „Kibris Cumhuriyeti“. Der Name, unter dem Öcalan von Nairobi nach Den Haag reisen wollte, gehört freilich einem griechischen Zyprioten: Lazaros Mavros, Journalist und in Nikosia bekannt wie ein bunter Hund. Als glühender Nationalist hat er nie einen Hehl daraus gemacht, daß er Zypern für eine griechische Insel hält, die mit dem Mutterland vereinigt gehöre.
Als überzeugter Hellene ist er automatisch für ein politisches Bündnis mit allen Kräften, die dem Erzfeind Türkei feindlich gesinnt sind. In diesen Kreisen träumt man von einem Bündnis mit Syrern, Kurden, Armeniern und Russen. Leute wie Mavros können ihre Ansichten in Zypern über Zeitungen wie die nationalistische Simerini und über die Radiostation Protos (Nummer eins) verbreiten. Dieser Privatsender wird vom orthodoxen Erzbischof Chrysostomos betrieben, einem Chauvinisten, für den eine griechisch-türkische Föderation auf Zypern des Teufels ist.
Leute wie Lazaros Mavros sind Idealisten. Für sie ist die PKK nicht nur ein Bündnispartner gegen die Türken, sondern auch eine Befreiungsbewegung der Dritten Welt. Aber Mavros muß sich als stellvertretender Vorsitzender des „Komitees für Solidarität mit dem kurdischen Volk“ auch persönlich bedroht fühlen. Sein Freund Theofilos Georgiades, Vorsitzender des Solidaritätskomitees, wurde vor sechs Jahren in Nikosia auf offener Straße erschossen, wahrscheinlich von Agenten des türkischen Geheimdienstes MIT.
Seitdem erhält Mavros Personenschutz. Zyperns Präsident Klerides hat indes eine strenge Untersuchung des Falles angeordnet, der von Ankara bereits propagandistisch ausgeschlachtet wird. Mavros selbst will zum Verbleib seines Reisedokumentes nur gegenüber der Polizei aussagen. Auch schweigt er über seine Empfindungen, daß der PKK-Chef unter seinem, Mavros', Namen gereist ist. Schließlich könnte Öcalans Rückflug in die Türkei dessen letzte Reise gewesen sein. Niels Kadritzke
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