Wenig Überlebenshoffnung für die Brüder LaGrand

■ Morgen soll Karl LaGrand in Arizona hingerichtet werden, am 3. März sein Bruder Walter

Berlin (taz) – Wenn nichts mehr passiert, wird Karl LaGrand morgen in der Gaskammer in Florence/Arizona hingerichtet. Nichts, das hieße, daß der Gnadenausschuß in Phoenix sich vom Auftritt des deutschen Botschafters Jürgen Chrobog am heutigen Nachmittag nicht beeindrucken ließe. Dann läuft die Maschinerie wie vorgesehen: Karl LaGrand, 35, in Bayern geboren, wird den Mittwoch nicht überleben, sein Bruder Walter, 33 Jahre alt, wird ihm am 3. März in den Tod folgen.

Die beiden Brüder deutscher Herkunft sind schuldig gesprochen, am 7. Januar 1982 bei einem versuchten Bankraub den Direktor einer Bank in Marana erstochen zu haben. Obwohl sie ursprünglich nur mit einer Spielzeugpistole die Bank betreten hatten, erkannte das Gericht auf Mord und verurteilte beide zum Tod.

Dabei ist wenigstens ein entscheidender Verfahrensfehler gemacht worden: Die beiden Brüder, Söhne einer deutschen Mutter und eines US-amerikanischen Vaters, haben die deutsche Staatsbürgerschaft – obwohl sie bereits im Alter von fünf und sechs Jahren in die USA kamen und eher schlecht als recht deutsch sprechen. Bei der Verhaftung von ausländischen Staatsbürgern wäre die Justiz verpflichtet, die diplomatische Vertretung des Herkunftslandes zu informieren – was erst 1992 geschah, als das Urteil bereits gefällt war. Der Grund, so heißt es: Erst zu diesem Zeitpunkt sei überhaupt irgend jemandem aufgefallen, daß beide über eine deutsche Staatsangehörigkeit verfügen.

Wenn das stimmt, dann ist das ein weiteres Indiz dafür, wie schlampig die Anwälte der Brüder, lust- und niveaulose Pflichtverteidiger, gearbeitet haben. Hätte die Botschaft früher von dem Fall gewußt, hätte sie bessere Anwälte besorgen können.

Theoretisch hätte Deutschland jetzt noch die Möglichkeit, vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine einstweilige Anordnung zu erwirken, mit der die Hinrichtung unter Verweis auf das Völkerrecht ausgesetzt würde. Nur hat ein Spruch aus Den Haag die USA auch in der Vergangenheit nicht beeindruckt – und die Chancen für Botschafter Chrobog, den Gnadenausschuß in Phoenix zu beeindrucken, würden vermutlich, so die Einschätzung des Auswärtigen Amtes in Bonn, durch einen internationalen Konfrontationskurs eher sinken. pkt