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Wie Schlingensief im Internet für Furore sorgt

■ Wegen Hakenkreuzen und Pornos wurde die Internetseite des Regisseurs gesperrt

Den Wolfgangsee hat er nicht zum Überlaufen gebracht, Bundeskanzler ist er gar nicht und TV- Moderator nur für kurze Zeit geworden, und jetzt ist er nicht mal mehr im Internet. Die vor zwei Wochen ans Netz gegangene „Seven X“-Website des Theaterregisseurs und Begründers der Partei Chance 2000, Christoph Schlingensief, wurde jetzt vom Provider www-Service vom Server entfernt. Der Grund sind Hakenkreuz- und Pornobilder, die Nutzer in die Website gestellt haben. In der Begründung heißt es, daß diese Inhalte „rechtlich nicht als einwandfrei zu bezeichnen sind“. Eine von Schlingensief erbetene Sieben-Tage-Frist wurde wegen „eigener rechtlicher Konsequenzen“ nicht gewährt.

Schlingensief findet die Sperrung ohne Vorwarnung „ziemlich blöd“. Seiner Ansicht nach handelt es sich um „provokative Grenzfälle“. Er räumt ein, daß auf der „Seven X“-Seite, die in Pornoseiten eingebettet ist und in die jeder Bilder reinstellen kann, auch „übles Zeug“ gewesen sei. Doch entscheidend sei der Kontext. „Es handelt sich um ein Netzwerk, das sich selbst betrachtet“, sagt er. Bei dem „Seven X“-Theaterprojekt geht es um die „Obsession des Sehens“ und „den anderen Blick“. Schlingensief geht es darum, „die vierte Wand nicht so hoch kommen zu lassen wie sonst im Theater“. Zu dem Projekt gehören auch Seminare, die jeden Freitag abend im Foyer der Volksbühne stattfinden. Diesen Freitag wird Schlingensief zwei eigene Super8-Filme und Horrorfilme aus Ghana zeigen.

Schlingensief wäre nicht Schlingensief, wenn er sich nicht zu wehren wüßte. Er hat jetzt einen englischen Provider mit einer Adresse in Deutschland gefunden, der ihm garantiert, daß die Inhalte bleiben. So ist der Zugang zu der „Seven X“-Seite ab Freitag unter http:// www.xxxxxxx.net wieder möglich. Barbara Bollwahn de Paez Casanova

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