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Streit um Grundschule: SPD rückt von harter Linie ab

■ Neue Latein- und Expreßklassen an Gymnasien, langfristig Schnellabitur in 12 Jahren

Im Streit um die Berliner Schulpolitik geht die SPD jetzt in die Offensive. Es gebe „Überlegungen“, die 13. Gymnasialklasse in Berlin zu streichen, sagte Parteisprecher Frank Zimmermann vor der gestrigen Fraktionssitzung, die bei Redaktionsschluß noch andauerte. Damit parieren die Sozialdemokraten die Vorstöße der CDU, das in Berlin erst mit der 7. Klasse beginnende Gymnasium um zwei Jahre nach unten auszudehnen. Statt dessen möchte es die SPD lieber um ein Jahr kürzen. Das erhöhe die Wettbewerbsfähigkeit des Berliner Schulsystems.

Zimmermann räumte jedoch ein, für eine solche Reform müsse die Kultusministerkonferenz (KMK) erst „die Voraussetzungen schaffen“. Kurzfristig sollten jedoch an einzelnen Gymnasien Expreß-Züge entstehen, die in nur sechs statt gewöhnlich sieben Jahren zum Abitur führen. An der sechsjährigen Grundschule halte die Partei jedoch fest. Mit einer speziellen Förderung für besonders starke oder schwache Schüler solle sich die 5. und 6. Grundschulklasse aber stärker differenzieren als bisher.

Als Kompromiß bietet die SPD dem Koalitionspartner außerdem an, rund ein Dutzend weiterer 5. und 6. Gymnasialklassen einzurichten – fünf davon mit Latein als erster Fremdsprache, die übrigen ebenfalls als Expreßklassen zum frühen Abitur. An allen Schulen, an denen es diese Angebote bereits gibt, möchte die SPD je eine zusätzliche Klasse einrichten, außerdem zwei Lateinklassen an neuen Standorten im Ostteil der Stadt. Außerdem soll eine internationale Gesamtschule in der Innenstadt den Wunsch von Außenminister Joschka Fischer befriedigen, der die Kinder seiner Diplomaten besonders gehegt sehen möchte.

CDU-Fraktionssprecher Markus Kauffmann begrüßte in einer ersten Stellungnahme, daß der Koalitionspartner von seinem „starren Schema“ in der Schulpolitik abrücke. Das Umdenken vollziehe sich aber „zu langsam“.

Dem Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Erhard Laube, geht der Sinneswandel hingegen zu schnell. „Ernsthaft und seriös“ lasse sich über eine Verkürzung der Schulzeit nur dann reden, wenn sie mit neuen Angeboten wie einer Ganztagsschule kombiniert sei. Ralph Bollmann Seite 5

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