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Abhanden gekommene Gerechtigkeit –betr.: „Die Türkei muß politische Änderungen angehen“, „Ein Armutszeugnis für die EU“, taz vom 18.2. 99

[...] Wochenlang haben alle Verantwortlichen vor jeder Verantwortung gekniffen. Nun, nachdem die heiße Kartoffel ihren Häschern in die Hände gefallen ist und einige Kurden überreagierten, markieren die Herren Innenminister Schily/Werthebach den starken Mann. Ein aufgeblasener Schröder verbittet sich die Austragung des Konfliktes in Europa, obwohl allein hier bei uns mehr als eine halbe Million Kurden leben, die nicht zuletzt mit deutschen Panzern aus ihrer dem Erdboden gleichgemachten Heimat vertrieben wurden, obwohl er selbst die anti-legale Aussetzung des deutschen Haftbefehls zu verantworten hat. Wenn von den 30.000 Toten des Kurdistankrieges die Rede ist, scheint allein die PKK diese zu verantworten, obwohl doch das Militär den Löwenanteil auf seinem Konto hat. Und im Fernsehen erläutert ein Experte auf die Frage zu den Krawallen, wer das denn alles bezahle, daß geschädigte Autobesitzer wohl auf ihrer Selbstbeteiligung werden sitzen bleiben...

Es kommt mir reichlich absurd vor, ausgerechnet die militante PKK verteidigen zu müssen. Aber das scheinbar völlige Abhandenkommen jeglicher Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit in den öffentlichen Reaktionen macht mich fassungslos. Zarte Lichtblicke wie das Interview der taz mit Christoph Zöpel und der Kommentar von Bernd Pickert scheinen große Ausnahmen. Bekam nicht erst vor Jahren ein ehemaliger „Terroristen-Chef“ den Friedensnobelpreis? Winfried Schneider, Düsseldorf

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