: Bezahlt wird nicht
■ US-Telefongesellschaften stellen einen Teil der gekappten Leitungen nach Kuba wieder her
Havanna (AFP/taz) – Einen Tag, nachdem Kuba einen Großteil der Telefonleitungen in die USA gekappt hatte, haben die US- Telefongesellschaften die Verbindungen zum Teil wieder hergestellt. Sie wurden durch Drittländer umgeleitet oder durch Satellitenverbindungen ersetzt.
Kuba hatte am Mittwoch um Mitternacht den Großteil der Telefonleitungen in die USA gekappt, nachdem sich fünf US-Telefongesellschaften, darunter AT&T und MCI, geweigert hatten, ihre Schulden für Telefongebühren seit Dezember in Höhe von 19 Millionen Dollar (rund 33 Millionen Mark) zu begleichen. Einzig die US-Gesellschaft Sprint und das puertoricanische Unternehmen TLDI würden von der Kappung ausgenommen, da sie ihre Rechnungen pünktlich bezahlen, hieß es in einer Erklärung der Regierung in Havanna.
Hintergrund des Zahlungstopps ist ein schwebendes Verfahren vor einem Gericht in Miami, Florida. Darin geht es um die Frage, ob die Gelder eingefroren und als Entschädigung für die Opfer eines Flugzeugabschusses verwendet werden dürfen. Die kubanische Luftwaffe hatte am 24.Februar 1996 zwei Zivilflugzeuge mit radikalen Exilkubanern an Bord abgeschossen. Die Organisation „Brüder zur Rettung“ hatte mit der Aktion vor der kubanischen Küste gegen Staatschef Fidel Castro demonstriert. Die betroffenen Unternehmen hatten den Stopp ihrer Zahlungen beschlossen, um die Entscheidung abzuwarten, mit der in rund zehn Tagen gerechnet wurde.
Kuba hatte seit 1992 acht US- Unternehmen die Einrichtung von Fernverbindungen gegen Gebühren gestattet. Gewöhnlich erhält Havanna zwischen 80 und 100 Millionen Dollar (141,6 und 177 Millionen Mark) jährlich von den Gesellschaften. In letzter Zeit kam diese Praxis in den USA zunehmend unter politischen Druck. Mit der Unterbrechung der Leitungen sind Millionen von kubanisch- stämmigen US-Bürgern erstmals seit Jahren ihrer einzigen Kommunikationsmöglichkeit mit den Verwandten auf der Insel beraubt. In den vergangenen Tagen waren die Drähte nochmals heißgelaufen, um letzte Geschäfte abzuwickeln.
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