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Lawinengefahr in den Alpen sinkt

■ 5.000 Menschen aus dem Paznauntal evakuiert. 37 Tote in Galtür geborgen. Künstlich ausgelöste Lawinen sorgen für Schäden in der Schweiz. Gotthard-Autobahn ist wieder frei

Galtür/Genf (dpa) – Nach den beiden schweren Lawinenunglücken im Tiroler Paznauntal sind am Freitag vier weitere Todesopfer aus den Schneemassen geborgen worden. Das teilten die Rettungsmannschaften in Landeck mit. Damit erhöhte sich die Zahl der Toten in Galtür und Valzur auf 37. Ein Mensch, für den es praktisch keine Chance mehr gab, wurde noch vermißt. Bei der größten Evakuierungsaktion in der Geschichte Österreichs wollten sich 5.000 Menschen aus dem Tal ausfliegen lassen. Die Urlauber erhielten nach einem kurzen Zwischenstopp in Landeck oder Imst ein Mittagessen, wurden psychologisch betreut und traten ihre Heimreise per Bahn an. Sie werden kostenlos befördert. Die seit zehn Tagen wegen Lawinengefahr gesperrte Straße konnte noch nicht für den Verkehr freigegeben werden. Tirols Landeshauptmann Wendelin Weingartner hoffte auf eine Öffnung am Sonntag.

In den Schweizer Alpen sinkt durch die günstigen Wetterverhältnisse das Lawinenrisiko allmählich, teilte das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung am Freitag in Davos mit. Für eine allgemeine Entwarnung sei es aber noch zu früh, erklärte die kantonale Katastrophenzentrale Wallis in Sitten. Am Freitag wurden aus dem Notstandsgebiet Goms noch einmal 100 Menschen ausgeflogen. Aus der Walliser Gemeinde Blatten wurden 70 Menschen per Hubschrauber evakuiert. Aus dem Goms, das seit Sonntag keinen Strom mehr hat, hatten Rettungsmannschaften am Mittwoch und Donnerstag knapp 3.000 Touristen ausgeflogen.

In Leukerbad teilte der Krisenstab der Gemeinde am Freitag mit, der örtliche Sprengmeister sei für die Staublawine verantwortlich, die am Donnerstag mehrere Häuser am Dorfeingang zum Teil stark beschädigt hatte. Er hatte offenbar versucht, die Lawine zu sprengen, die Schneemassen aber falsch eingeschätzt. Auch in der Gemeinde Medel Lucmagn im Bündner Oberland hatte am Donnerstag eine künstlich ausgelöste Lawine für erheblichen Sachschaden gesorgt.

In anderen Gebieten der Schweiz waren am Freitag immer noch die Zufahrten zu mehreren großen Ferienorten gesperrt. Nach Angaben der Berner Kantonspolizei können Touristen die Skiorte Adelboden, Grindelwald und Kandersteg nach wie vor nur per Hubschrauber verlassen. Mit der Öffnung der Zufahrtsstraßen wurde nicht vor Sonntag gerechnet.

Die Verkehrslage in den Alpen normalisierte sich am Freitag weiter. Die Fahrbeschränkungen auf der Gotthard-Autobahn wurden aufgehoben.

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