: Drei-Jahres-Pläne für die Uni
Mehr Autonomie: Hamburg schließt als erstes Bundesland „Ziel- und Leistungsvereinbarungen“ mit seinen Hochschulen ab ■ Von Judith Weber
Die Uni will Bachelor- und Masterabschlüsse ausprobieren, und die Hochschule für Wirtschaft und Politik wird bei der Gestaltung ihrer Studienpläne künftig auf TeilzeitstudentInnen Rücksicht nehmen. Die Technische Universität Harburg hat vor, in den kommenden Jahren 30 Patente anzumelden; außerdem will sie fünf Technologie-Firmen gründen. Wünsche, Vorhaben und Versprechen dieser Art gibt es seit gestern schwarz auf weiß, unterschrieben von den PräsidentInnen der Hochschulen und Wissenschaftssenatorin Krista Sager. Als erste Ministerin Deutschlands hat die Grüne mit den Universitäten ihres Landes „Ziel- und Leistungsvereinbarungen“ geschlossen.
In diesen Drei-Jahres-Plänen wird konkret beschrieben, wo die Unis stehen und wo sie sich hinbewegen sollen. Einmal im Jahr müssen die sechs Hochschulen und die Staats- und Universitätsbibliothek der Behörde berichten, wie sie die Pläne umgesetzt haben.
„Das Erreichen der vereinbarten Ziele wird zum Maßstab für den Erfolg der Hochschule gemacht“, erklärte Sager gestern bei der Unterzeichnung der Verträge. Auf diese Weise würde die Autonomie der Unis gestärkt. „Sie können Konflikte nun besser im Inneren austragen. Der Staat konzentriert sich auf die strategische Steuerung.“
Die Punkte, an denen sich die Zielvereinbarungen entlanghangeln, legte die Behörde für alle Einrichtungen einheitlich fest: Um Hochschulentwicklung geht es, um Internationalisierung, um die Agenda 21 und um Frauenförderung. Die einzelnen Unis gehen die Themen jedoch unterschiedlich an. Während FH und Universität sich vorgenommen haben, selbst auf höchster Ebene 50 Prozent Frauen einzustellen, will die TU zunächst dafür sorgen, daß überhaupt Studentinnen zu ihr kommen. Sie wird in Hamburger Schulen für ihre Ingenieursstudiengänge werben.
Die Unipräsidenten freuen sich über die große Entscheidungsfreiheit, die ihnen nun zur Verfügung steht. „Jetzt wird mit der Wissenschaftsbehörde nicht mehr darüber geredet, ob in einem Fach zwei Stunden Englisch mehr oder weniger gegeben werden“, lobte Lothar Zechlin, Chef der Hochschule für Wirtschaft und Politik. Statt dessen „übernehmen die Hochschulen Ergebnisverantwortung“. Weil die Stadt ihnen zudem dreijährige finanzielle Planungssicherheit garantiert hat, müssen die Einrichtungen auch nicht mehr ständig um Geld bitten. Der von den Hochschulen beklagte Umstand, daß staatliche Sparmaßnahmen langfristige Planungen zunichte machten, gehört damit der Vergangenheit an.
Eine 180-Grad-Wende in Forschung und Lehre werden die Hamburger Unis dennoch nicht vollziehen. Daß die Hochschulen nicht aus dem Rahmen fallen, dafür hat die Wissenschaftsbehörde gesorgt. In den Vertrag mit der Universität beispielsweise schrieb sie das Ziel, die Klima- und Meeresforschung zu fördern – ein Vorhaben, das die Behörde schon vor längerer Zeit angeschoben hat und nicht gekippt sehen möchte.
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