■ Filmstarts a la carte: Verfängliches für Kinder
Kurzfilme kommen ja leider immer seltener ins Kino. Und so verwundert es auch nicht, wenn die Mehrzahl der kleinen Animationsfilme, die vom Eiszeitkino unter dem Titel „Oberwelt und Unterwelt – Kurzfilme für Kinder“ zusammengestellt wurden, im Auftrag von Fernsehanstalten oder an Filmhochschulen entstanden. Trotzdem: Es ist buchstäblich ein buntes Programm geworden – und nicht nur für Kinder. In „Königin der Farben“ treiben Jutta Bauer und Katrin Magnitz ihr Spiel mit den Primärfarben: Eine Königin herrscht über das sanfte Blau, das wilde Rot und das warme, aber manchmal ziemlich zickige Gelb – bis sich die Farben in einen Streit verwickeln und die Welt vorübergehend im Grau versinkt.
Gerhard Hahn, bekannt als Regisseur der furchtbaren Kinder-Verarschung Benjamin Blümchen, zeigt, daß er es bei intelligenterem Ausgangsmaterial auch besser kann: In „Ted Siegers Wildlife“ erzählt er mit trockenem Witz von einigen Monstern, die sich einen Heidenspaß daraus machen, eine Wildpferdherde zu erschrecken und durch eine hügelige Landschaft zu jagen. Doch ein Pferd hat keine Angst und verwickelt eines der Ungeheuer in einen eleganten Pas de deux – da können die anderen Monster nur staunen. Höhepunkt der Kollektion ist jedoch zweifellos der liebevoll gestaltete Puppentrickfilm „Der Feenfänger“ von Christine Kleicke, der – vielleicht nicht zuletzt aufgrund der Bastelbesessenheit seiner Hauptfigur – ein wenig an Nick Parks Wallace-&-Gromit- Geschichten erinnert. Der einsame Konrad sitzt in einer windschiefen Hütte auf dem Dach eines Hochhauses und baut an einer Erfindung, die ihm eine hübsche Fee direkt in seinen Sessel applizieren soll, auf daß er sie mit Tee und Keksen bewirten
Oberwelt und Unterwelt – Kurzfilme für Kinder 4.3.- 10.3. im Eiszeit 2
Mit der Geschichte des deutschen Animationsfilms befaßt sich derweil das Arsenal. In den Kompilationen „Bewegte Bilder – Deutsche Trickfilme der 20er Jahre“ und „Filme im Schatten – Der Trickfilm im Dritten Reich“ hat Rudolf J. Schummer von Lotte Reinigers Scherenschnittmärchen, über die abstrakten Farbsymphonien von Viking Eggeling und Oskar Fischinger, bis zur Disney-Konkurrenz der Werke eines Hans Fischerkoesen Ausschnitte aus den wichtigsten Beiträgen zum deutschen Trickfilm zusammengestellt und kommentiert. Jeanpaul Goergen vom CineGraph Babelsberg wird eine Einführung in die Thematik halten.
Deutsche Trickfilme der 20er Jahre + Der Trickfilm im Dritten Reich 5.3. im Arsenal
Ist Luis Bunuel ein Vorkämpfer des surrealistischen Dokumentarfilms? Zumindest entfernt sich der spanische Regisseur in „Las Hurdes“ (1932) gar nicht so weit von der Stoßrichtung seiner spektakuläreren vorherigen Filme: Denn indem er das Elend der Bewohner eines der ärmsten Landstriche Spaniens schildert, klagt Bunuel auch die Ordnung an, die diese Zustände zuläßt. Schon in der Schule, so wird uns hier vermittelt, lernen die, die sowieso nichts haben, vor allem einen Ethikgrundsatz: das Eigentum der Anderen zu respektieren. Wie die meisten seiner anderen Filme ist auch Las Hurdes ein Pamphlet Bunuels gegen die bürgerliche Gesellschaft.
Las Hurdes + Viridiana 4.3., 6.3. im Filmkunsthaus Babylon
Lars Penning
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