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Beckmeyer: „So und nicht anders“

■ Investoren-Pläne für die alten Hafenreviere aufgehängt und bei der Präsentation gleich verworfen / Häfensenator Beckmeyer: Visionen sollen „auf das Machbare“ reduziert werden

Der Saal im früheren Telekom-Gebäude war gestern Nachmittag wieder brechend voll, als es um „Visionen für das nächste Jahrtausend“ gehen sollte: Häfensenator Uwe Beckmeyer hatte die Präsentation der fünf seit Dezember vorliegenden Konzeptentwürfe renommierter „Bietergemeinschaften“ für die alten Hafenreviere angekündigt (vgl. taz 4.3.). Aber bevor diese Planskizzen vorgestellt wurden, machte Auftraggeber Beckmeyer schon deutlich, daß sie allesamt keine Chance der Realisierung haben sollen.

Die Bietergemeinschaften hatten für die Nutzung der innenstadtnahen Flächen an den alten Hafenbecken weitreichende städtebauliche Modernisierungskonzepte vorschlagen, in denen hochwertiges Wohnen am Wasser und moderne Dienstleistungsadressen eine zentrale Rolle spielen sollten. Beckmeyer erklärte dagegen, daß die alten, weitgehend brach liegenden Flächen nach wie vor nur für „hafennahes Gewerbe“ vorgesehen seien. „So und nicht anders“ müsse die Zukunft dort geplant werden, sagte Beckmeyer und winkte kategorisch ab: „Künftige Planungen sollen auf das Machbare reduziert werden.“ Der Senat, erinnerte Beckmeyer, habe den vorhandenen Firmen eine Bestands- und Entwicklungsgarantie am Ort gegeben. Auf die in dem Bietungsverfahren in Auftrag gegebenen Entwürfe ging der Senator mit keinem Wort ein, in der Veranstaltung sollten die Bieter auch nicht reden. Zwei Stunden wurden Referate über das Hafengewerbe gehalten.

In dem Telekom-Saal hing neben den fünf Planskizzen der Bietergemeinschaften auch schon eine sechste, auf der das Häfenressort selbst dargestellt hatte, wie die alten Hafenreviere wirklich verplant werden sollen. An der über einen Kilometer langen Sonnen-Kaje des Europahafens etwa, die die Bietergemeinschaften ausnahmslos als interessante Stadt-Bebauungsfläche aufgefaßt hatten, steht in dem Plan des Häfensenators schlicht „Dittmeyer“. Jegliche „Vision für das nächste Jahrtausend“ ist hier schon Makulatur, die gesamte Sonnen-Kaje ist mittlerweile an den Obstsafthersteller verkauft. Moderne Dienstleistungsbüros und Wohnungen sind im gesamten Europahafen-Bereich, so erläuterte auch Staatsrat Gerd Markus, „praktisch nicht denkbar“. Von keinem der fünf Vorschläge der Bietergemeinschaften könne man daher für die weiteren Planungen ausgehen.

In einer Staatsräte-Arbeitsgruppe waren die Stadtquartier-Vorschläge der Investoren für den gesamten Europahafen-Bereich am vergangenen Freitag schon verworfen worden, erläuterte Markus. Nur für die 50 Hektar große Fläche hinter dem geplanten Großmarkt sei das „hafennahe Gewerbe“ noch nicht festgeklopft, da müsse der Senat am 16. März entscheiden.

„Wozu macht der Senat eine internationale Ausschreibung“, fragte angesichts dieser Behandlung die grüne Wirtschaftspolitikerin Helga Trüpel. Offenbar habe sich Wirtschafts-Staatsrat Haller gegen den Wirtschaftssenator und den Bürgermeister durchgesetzt.

Im Unterschied zu dem Häfenressort findet die SPD-Fraktion die Ergebnisse des Investorenverfahrens durchaus „interessant“. Man müsse „sorgfältig und in Ruhe“ die Skizzen auswerten, meinten die SPD-Politiker Carsten Sieling und Wolfgang Jägers. Der Vorschlag der Staatsräte-Runde, die Flächen doch weitgehend für hafennahes Gewerbe zu reservieren, sei „nur ein Entwurf unter unterschiedlichen Ideen-Skizzen“. K.W.

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