Kommentar
: Erleuchtung kurz vor dem Frauentag

■ Arbeitssenatorin wirbt für Lewinsky

The times are not changing: Nach wie vor streben Mädchen eher zu traditionellen Beschäftigungen. Das ist das Ergebnis des ersten Berichts zur beruflichen Erstausbildung junger Frauen in Berlin, den Arbeitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) gestern, drei Tage vor dem 89. Internationalen Frauentag, vorstellte. Schöttler fordert deshalb eine Förderung von Mädchen und jungen Frauen in zukunftsträchtigen Berufen wie im Informations- und Telekommunikationsbereich und – jetzt kommt's – im Medienbereich.

Da beschleicht einen der Verdacht, daß Frau Schöttler den Donnerstag abend vor dem Fernseher verbracht und sich das Interview mit der Frau angeschaut hat, die ohne die Zigarre in ihrem Leben sicherlich Friseuse oder Verkäuferin geworden wäre. Betrachtet man Schöttlers zweite Forderung – eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit in Schulen, Arbeitsämtern und Betrieben –, ist sicher, daß sie vor der Glotze gesessen hat. Denn wer könnte einer großen Öffentlichkeit besser das Neueste in Sachen Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen im Medienbereich vermitteln als Monica Lewinsky, die am 27. März im KaDeWe ihr Buch vorstellen wird? Die einst unscheinbare Frau hat vorgemacht, wie man allen Benachteiligungen zum Trotz Karriere machen kann. Einzige Voraussetzung: Man muß die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Deshalb sollten all die Berliner Mädchen und jungen Frauen, die mit einem Auge Richtung Küchenherd schielen und sich von den üblichen Verlautbarungen zum 8. März nicht allzuviel erhoffen, Ende März in das Nobelkaufhaus kommen, wo sie wahrscheinlich ohnehin nette Sachen für ihre Aussteuer einkaufen. Zwischen 13 und 14 Uhr wird dort Monica Lewinsky ihr Buch vorstellen, für dessen deutsche Ausgabe „Monica Lewinsky. Ihre wahre Geschichte“ es bereits jetzt über 100.000 Vorbestellungen gibt.

Fairerweise sollte zum Schluß angemerkt werden, daß Berlin eigentlich schon längst „seine“ Monica hat: die Ehefrau des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen. Daß das bis jetzt keiner gemerkt hat, liegt sicher weniger an der Schreibweise mit „k“ als an fehlender Öffentlichkeitsarbeit. Barbara Bollwahn de Paez Casanova