: Salzgitter AG sucht nun neuen Vorstandschef
■ Nachdem Ex-Vorsitzender Selenz mit seinem Rücktritt der Abwahl durch die Arbeitnehmervertreter zuvorgekommen ist, geht die Führungskrise des Stahlkonzerns weiter
Salzgitter/Hannover (dpa) – Nach dem Rücktritt des Vorstandschefs der Salzgitter AG, Hans-Joachim Selenz, hat die Suche nach einem Nachfolger begonnen. Zugleich geht die Führungskrise weiter. Der Manager Erich Mager (Benteler AG) aus Paderborn, der die Anteilseigner im Aufsichtsrat vertritt, legte sein Mandat aus Protest gegen den Rückzug von Selenz nieder.
Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sehen aber keinen Zeitdruck für die Nachfolgesuche. Die verbliebenen Vorstandsmitglieder des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns seien voll arbeitsfähig, erklärten sie am Samstag nach einem internen Treffen in Hannover. So müsse man nicht schon bis zur diesjährigen Hauptversammlung am 16. März einen Nachfolger haben. Selenz war am Freitag mit dem Rücktritt einer Kampfabstimmung im Aufsichtsrat zuvorgekommen.
Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Horst Schmitthenner (IG Metall) und der niedersächsische SPD-Fraktionschef Sigmar Gabriel rechtfertigten das kompromißlose Vorgehen der Arbeitnehmerseite gegen Selenz. Dessen Rückzug sei nicht so sehr wegen seiner Rolle bei den Gesprächen über eine Fusion mit der luxemburgischen Arbed-Gruppe, sondern aufgrund der seit Monaten schwelenden tiefen „Vertrauens- und Führungskrise“ im Vorstand des Unternehmens erforderlich gewesen. Alle Versuche, dieses Problem intern zu lösen, seien gescheitert.
Der nun zurückgetretene Mager hatte dafür plädiert, Selenz trotz der Vorwürfe der Arbeitnehmerseite zu halten. Wie es heißt, war es Nord/LB-Chef Manfred Bodin, der diese Strategie für gescheitert erklärte und Selenz am Donnerstag abend dringend den Rückzug nahelegte. Der noch bis 2001 laufende Vertrag des 47 Jahre alten Stahlmanagers wird finanziell einschließlich der jährlichen Tantiemen voll erfüllt. So kann Selenz mit einer Abfindung von bis zu drei Millionen Mark rechnen.
SPD-Fraktionschef Gabriel, der erst vor kurzem in den Aufsichtsrat nachgerückt ist, kritisierte die Vertreter von Land und Nord/LB im Aufsichtsrat. Sie hätten die Vertrauenskrise unterschätzt. Die Gespräche mit Arbed sollen jetzt vom Vorstand fortgesetzt werden. Nach Angaben des Betriebsrates hat das Unternehmen zumindest wirtschaftlich noch nicht unter den Negativschlagzeilen und den Führungsproblemen gelitten. „Die Auftragslage ist gut. Die Bücher sind gefüllt“, sagte Betriebsratschef Ernst Schäfer.
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