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Wo bist du hingegangen, Joe – zu deinem Mädchen?

■ Mit Joe DiMaggio ist einer der wichtigsten US-amerikanischen Sportler des Jahrhunderts gestorben. Der Baseballer und Monroe-Ehemann steht für die Sehnsucht nach dem alten, dem besseren Amerika

Hierzulande hat sein Name einen unwirklichen Klang. Joe DiMaggio, das scheint kaum mehr zu sein als die Bezeichnung für den Ex-Mann eines Sexsymbols, der Schatten einer unverständlichen Vergangenheit. Aber daß DiMaggio gestern in seinem Haus in Hollywood, Florida, mit 84 Jahren an Lungenkrebs gestorben ist, ist in den USA Anlaß zur Staatstrauer.

Als Baseball im Jahre 1969 seinen 100. Geburtstag feierte, wurde DiMaggio zum „Greatest Living Ballplayer“ gewählt. In seinen 13 Jahren als Spieler bei den New York Yankees gewann er neunmal die „World Series“, schlug 361 Homeruns, wurde dreimal zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt und war der erste Baseballer, der mehr als 100.000 Dollar jährlich verdiente. Sein legendärer Rekord von 1941, als er in 56 Spielen hintereinander einen Hit schaffte, wird wohl nie gebrochen werden. Doch seinen Spitznamen „The Yankee Clipper“ verdankte er seinem unglaublich eleganten Stil.

1954 heiratete er Marilyn Monroe, 274 Tage später waren sie wieder geschieden. 1941 bereits hatte der Swing-Bandleader Les Brown inspiriert von ihm einen Song geschrieben, aber erst 1968 fragte Paul Simon: „Where have you gone, Joe DiMaggio?“ und meinte doch vor allem die Grazie und Würde eines Amerika, das lange schon untergegangen war.

Diese Würde bewahrte sich DiMaggio bis zu seinem Tod. Schon zu seinen aktiven Zeiten war er als Langweiler verschrieen. Überliefert ist nur eine einzige Unmutsäußerung: Einmal soll er vor Wut in den Boden getreten haben. „Er ist nicht arrogant“, sagte einer seiner Mitspieler, „er redet einfach nicht viel.“ Nach seinem Rücktritt so gut wie nichts mehr und schon gar nicht über Monroe. Als sie 1962 starb, organisierte er ihre Beerdigung und regelte ihren Nachlaß. In den folgenden 20 Jahren ließ er zweimal die Woche eine Rose auf ihr Grab legen. Einer seiner vielen Biographen schrieb: „Auf dem Spielfeld schien DiMaggio nicht verlieren zu können. Aber als er sein Mädchen verlor und um sie trauerte, wurde er wieder menschlich.“ Und endgültig zur amerikanischen Ikone. Thomas Winkler

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