: Eine Frage des Stils
■ Warum Gerhard Schröder unisex ist, von der Anmutung her, und wie es kommt, daß heute gleich zwei neue Promi-Magazine an den Kiosk kommen
Wenn man bis vor kurzem einem Zeitschriftenmanager mit „Lifestyle“ kam, konnte man was erleben. Heute schreiben sie Life & Style wieder vorne drauf, und erklären uns auf Seite 8 „das neue Kühlschrank-Gefühl“ sowie auf Seite 168, wo genau im Hamburger „VIP-Italiener“ „Il Buco“ Kati Witt sitzt und wo Zeit-Chefredakteur Roger de Weck. Instyle, ein anderes Heft, Magazin, das heute wie Life & Style neu an die Kioske kommt, gibt Orientierung, auf welchen Plätzen sich im Berliner „Oxymoron“ Sat.1-Ulrich Meyer mit Gattin „auf einen Absacker“ niederlassen. In den USA nennt man Blätter mit solchen Infos nicht Lifestyle-, sondern „Celebrity“- Magazine. Das mit Anzeigen rappelvolle US-Vorbild Instyle betrachtet sich, wie Ann Moore vom US-Verlag Time zum Fachblatt Kress-Report sagte, als „einen Katalog“: Was die Promis (angeblich) tragen, bewohnen oder essen zum Nachkaufen, -wohnen, -essen.
So haben es auch die deutschen Verlage Burda und Gruner + Jahr mit dem US-Konzept gemacht. Zuerst hat sich Burda den Namen Instyle gekauft und Bunte-Chefin Patricia Riekel ein Heft machen lassen, das außer, daß es etwas großzügiger aussieht, sich auf den ersten Blick von Bunte nicht groß abhebt: Welkes Partyvolk auf Wimmelbildchen, die Wohnungen hierzulande im Vorabend versendeter US-Miminnen und der graue Joop-Faltenrock von Maria Schrader („ich bin wie dieses Ensemble“). Bunte-Frau Riekel über das US-Konzept: „Wir geben nur unser Germanyfeeling dazu.“
Mehr davon hat man bei G + J genommen, wo man die Gala- Mannschaft Instyle preußisch kontern ließ: Gerhard Schröder als Anzugmodel für Peter Lindbergh, Nadja Auermann als „Stil-Ikone“. Das Ersterscheinen wurde vor das von Burda gelegt, dort aber legte man das eigene vor – der ganze Zauber des Handwerks. Pflichteifrig wehrt Gala-PR-Frau Julia Jäkel Burdas Plagiatsvorwürfe ab. Das Konzept: „längst in der Schublade“; und: „so was kann Instyle gar nicht“: für Männer der Kanzler („Schröder ist unisex von der Anmutung her“), für Frauen Nadja A.
„Die mit ihren Zigarren“, wischt Riekel das Konkurrenzkonzept weg: „Da will uns die Konkurrenz einen attrativen Anzeigenmarkt nehmen“: „Wunderschöne Anzeigen“, „Luxusanzeigen“, „die wünscht man sich“. Natürlich geht es um die, beim schnellgestrickten Lifestylekampf der Großverlage. Life & Style soll ohnehhin zunächst nur einmal erscheinen, Instyle kommt vierteljährlich.
Dabei haben beide Verlage im Segment eigentlich andere Sorgen: Die defizitäre Gala schwächelt weiter (jüngst fiel die Kioskauflage unter 200.000), und die Bunte-Auflage fällt neuerdings wieder (am Kiosk zuletzt 374.000). lm
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