: Chirurgen unter der umweltverträglichen Haube
■ Ob Spritze oder Tupfer: Medizinische Produkte sollen ein Öko-Profil bekommen
Nur noch geprüfte, umweltverträgliche medizinische Produkte – von der OP-Haube bis zur Spritze – wollen Krankenhäuser in naher Zukunft einsetzen. Damit der gute Vorsatz Realität werden kann, sollen in einem Pilotprojekt sogenannte Ökoprofile erarbeitet werden, um Einkäufern die Auswahl von umweltverträglichen Produkten zu erleichtern. Die Inititative dazu ging gestern vom Zweiten Hamburger Umwelttag im Krankenhaus aus, der sich rund um den ökologischen Einkauf drehte. 250 Fachleute waren dazu in die Hansestadt gekommen.
„Wir wollen bei diesem Vorhaben einen weiteren Schritt in Richtung ,umweltfreundliches Krankenhaus' gehen“, sagte Hartwig Mellmann, erster Vorsitzender der Hamburger Krankenhausgesellschaft, dem Dachverband der 43 Hamburger Krankenhäuser.
Eine „Schwarze Liste“ mit Firmen, die besonders umweltfeindliche Produkte herstellen, wird es aber auch künftig nicht geben. Denn die Bundesvereinigung Verbandmittel- und Medical-Produkte als Dachorganisation für die Hersteller will bei der Ausarbeitung der Ökoprofile mit den Krankenhäusern kooperieren. „Wir als Verbraucher können den Herstellern schließlich ihre Produktverantwortung nicht abnehmen“, begründete Mellmann die Einbeziehung der Produzenten in das Konzept.
Bisher wurde beim Einkauf dieser Produkte, für die ein Siebtel des Gesamtbudgets eines jeden Krankenhauses aufgewendet wird, vor allem auf Gebrauchstauglichkeit, Hygieneanforderungen und Wirtschaftlichkeit geachtet. Um dies zu ändern, sollen jetzt bundesweit Krankenhäuser Medical-Produkte auf ihre Umweltverträglichkeit prüfen. Kein leichtes Unterfangen, was sich die Krankenhäuser da vorgenommen haben. Immerhin sind rund 400.000 verschiedene medizinische Produkte auf dem Markt. In jedem Krankenhaus werden rund 20.000 davon verwendet.
Am Ende des Pilotprojekts, bei dem jede Klinik ein oder mehrere Produkte prüfen soll, wird das Ganze in einem „Handbuch bewerteter Medical-Produkte“ zusammengefaßt. „Letztlich wird bei jedem Produkt jedoch differenziert entschieden werden müssen, was wichtiger ist, die Hygiene, die Gebrauchstauglichkeit oder die Umweltverträglichkeit“, so die Umweltreferentin des Landesbetriebs Krankenhaus Hamburg, Heike Witt. Bei einem Herzkatheter werde man nach wie vor eher auf die Gebrauchsfertigkeit achten müssen, während man auf Überziehschuhe aus Umweltgründen eventuell verzichten kann. paf
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