: Die größte französischsprachige Produktion aller Zeiten
Ganz Gallien ging in jenem Sommer nur in einen einzigen Film. Ganz Gallien? Ganz Gallien! Der Kauf von Eintrittskarten für die einheimische Produktion fiel um stolze dreißig Prozent, und am Ende des Jahres 1998 war ihr Marktanteil von knapp 40 auf 27 Prozent geschrumpft. Die Fahrt der „Titanic“ endete wieder einmal im Desaster. Für den europäischen Filmmarkt.
Doch nun organisiert der Filmproduzent Claude Berri den Widerstand. Über acht Millionen Franzosen sind schon in den ersten sechs Wochen in die von ihm verantwortete, größte französischsprachige Filmproduktion aller Zeiten geströmt.
Es blieb ihnen auch nichts anderes übrig. Denn der Trick bei „Asterix & Obelix“ sind nicht so sehr die knapp fünfzig Millionen Dollar, die in den Film gesteckt wurden (im Maßstab der Römer aka Hollywood-Bosse ja nur ein durchschnittliches Budget), sondern die 800 Kopien, mit denen der Film von Beginn an gestartet wurde.
Gibt es im „Sechseck“, wie die Gallier ihr Land auch zu nennen belieben, überhaupt noch ein Kino, in dem „Asterix & Obelix“ nicht läuft?
Doch damit erweist sich die vermeintliche Lösung für die Krise des französischen Films als sein Problem. Es ist nur die französische Variante des „Titanic“-Problems. Zwar sorgte dieser Film dafür, daß Hollywoods Marktanteil in Europa noch einmal wuchs, doch dieses Wachstum floß tatsächlich nur der 20th Century Fox und der Paramount zu, bei denen das Schiff vom Stapel lief.
Diejenigen Studiobosse, die andere Filme produziert und vermeintliche Blockbuster gebaut hatten, waren über das Unglücksschiff nicht so schrecklich glücklich. Denn ihre Filme gerieten im Kielwasser des Riesentankers ganz schön ins Schlingern. So könnte es auch der übrigen französischen Filmproduktion in Zeiten von „Asterix & Obelix“ gehen. bw
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